Porto. Hier wartete der Tripmaster vergeblich darauf, dass sich das Don´s Zeitfenster öffnete.
Es ist kurz nach Mitternacht, draussen ist es kalt und es liegt Schnee. Ich gehe ins Wohnzimmer und will mich gerade mit einem Ahhh auf Sofa setzen und nochmal die letzten Tage und Wellen im Kopf Revue passieren lassen, da höre ich ein tapsen. Die große Tochter kommt und läuft mir in die Arme..schööön ich hab sie vermisst...ein paar Sekunden später kotzt sie mir über die Schulter, ein paar Stunden später ist der kleine Sohn wach und beendet die ohnehin kurze Nacht, ein paar Tage später hänge ich selbst über der Schüssel. Willkommen zurück Papi!
Supertubos, ca. 3 Stunden bevor sich Jens´ Zeitfenster öffnete.
Surf-Zeitfenster für Familienväter sind bekanntlich kurz. Früher war das alles einfacher. Welle am Wochenende = Surf, Urlaub = Surf, Feiertag = Surf, Welle an der Ostsee = Surf am Feierabend. Man nahm einfach alles mit und scorte so ganz beiläufig mittelmäßige, gute und eben auch diverse epische Tage. Inzwischen ist die Gleichung da deutlich komplizierter geworden.
Supertubos, kurz nachdem sich Jens´ Zeitfenster geöffnet hatte
Es kommen diverse Faktoren dazu, Kinderbetreuung organisiert, keine Termine, Familie gesund, selbst gesund (besonders im wellenreichen Winterhalbjahr Dank der guten Kindergarten-Bakterien und Viren ein echtes Problem) und wenn alles stimmt müssen dann auch noch Wind und Welle und was es sonst noch so für Faktoren gibt mitspielen.
Zufrieden sieht anders aus.
Anfang Februar tat sich mal wieder ein kleines Zeitfenster auf. Dienstreise nach Portugal, EU-finanziert durch ein Projekt mit anschliessendem verlängerten Wochenende. Der Tripmaster hatte sich ja eh ein Zeit-Panoramadach freigeschaufelt und tingelte bereits seit Monaten durch Europa und weilte praktischerweise ebenfalls in Portugal. Der Don versuchte sich auch ein kleines Fenster für ein verlängertes Wochenende zu schaffen. Ein Mini-Syndikats-Treffen war in greifbarer Nähe. Für den Don schloss sich das Fenster aber schnell wieder, da die gesamte Familie durch gute Kindergarten-Viren ausgeschaltet war.
Vitamine können nicht schaden.
Ich hatte es tatsächlich weitestgehend Seuchenfrei nach Portugal geschafft und auch die Arbeit hinter mich gebracht und traf am späten Freitagabend beim Tripmaster in Peniche ein, für 3 Tage #vanlife. Der Forecast - schwierig, starker Nordwind und großer Swell, mit einem kleinen Zeitfenster am Samstagvormittag mit wenig/bzw. Offshore-Wind im eh schon kleinen 3-tägigen Surf-Zeitfenster.
Swell, tide und Wind passten für 2 Stunden. Wetter wie in Dänemark? Egal!
Zu dem kleinen Zeitfenster kam dann allerdings auch noch eine nicht passende Tide, so war die erste Session ein ziemlicher Reinfall und verkleinerte das Zeitfenster für potentiell guten Surf weiter wie bei einer Matroschka-Puppe. Etwas ratlos trösteten wir uns zunächst mit lokalen Süßigkeiten und warmen Getränken, denn es war auch ganz schön frisch, und fürchteten die Rückkehr des Nordwinds.
Hätten wir nicht so viel Kraft mit dem morgendlichen Verzweiflungssurf bei falscher Tide und falschem Wind verbraten, hätten wir das Zeitfenster in dem fast alles passte noch länger ausnutzen können.
Mittags hielt das gute Windfenster dann doch noch an und drehte sogar auf südliche Richtung, sodass wir eine recht ordentliche Session nördlich der Baleal-Bucht verbuchen konnten.
An diesem Stadtstrand von Lissabon war das Café die bessere Option
Abends drehte dann der Nordwind auf, eine 3. Session gab nicht wirklich viel her. Bei Bier und Burger diskutierten wir viel über kleine Zeitfenster und der Sehnsucht nach planbaren Surf-Sessions. Ich muss zugeben, dass uns das Konzept von Wavegarden und co. nach dem 2. Bier immer reizvoller erschien. Auch wenn die Surf-Romantik dabei evtl. ein wenig auf der Strecke bleibt, es klingt schon verlockend viele der ungewissen Faktoren ausschalten zu können und so die möglichen Zeitfenster besser nutzen zu können.
Noch besser wäre es gewesen, an diesem vermeintlich nur für Longboards tauglichen Point raus zu paddeln
Nun hatten wir es aber zunächst mit der Natur zu tun. In der Nacht konnte man bereits von Sturm sprechen, somit präsentierte sich das Meer am nächsten Tag aufgewühlt mit großen Wellen. Am Supertubos dagegen gab es statt der erwarteten Todesbarrel-Show nur hüfthohe Closeouts und trotzdem dank Wochenende eine beachtliche Anzahl an wellenhungrigen Akteuren.
In den letzten Stunden von Jens´ Zeitfenster wussten wir wann wir wo sein sollten.
Wir entschlossen uns den Weg in den Süden anzutreten um vielleicht hinter dem ein- oder anderen Küstenknick mehr Glück zu haben. Die Fahrt zog sich dann bis in den späten Nachmittag. Ein Stopp hier, ein check da,...eben der übliche Spotchecker-Tag. Am Ende des Tages hatten wir viel verblasene grosse Wellen gesehen, einen netten aber scheinbar nur für Longboards tauglichen Point gefunden, uns im kalten Wind ein wenig den Arsch abgefroren und landeten am Ende an einem Stadtstrand von Lissabon an dem es dann ebenfalls hüfthohe Closeouts im Angebot gab. Naja immerhin verteilte sich hier die Crowd im Gegensatz zum Supertubos auf mehr als einen Peak.
Der Point war nun auch eindeutig Shortboard-tauglich
Ich denke ihr wisst über was wir am Abend wieder philosophierten…
Das ist Lebensqualität 20 Minuten Fahrt vom Zentrum Lissabons entfernt (außerhalb der Rushhour)
An meinem letzten Tag, fuhren wir zunächst am “Longboard”-Point vorbei. Erstaunlicherweise hatte der Swell deutlich zugelegt und die Welle war jetzt für Boards aller Art geeignet. Der Beachbreak vom Vortag hatte wieder nur hüfthohe Closeouts im Angebot, so fiel uns die Entscheidung leicht, den Point in Angriff zu nehmen.
Kurt bevor Jens´ Zeitfenster ganz zu war wurden noch die von der Morgensession entleerten Energiespeicher aufgefüllt.
Eine gute Entscheidung denn die Wellen liefen hier klasse, der Wind wurde durch eine Steilküste gebremst und die Sonne hatte ein wenig kraft, ganz unbekannt scheint der Spot allerdings nicht zu sein, dann das Lineup füllte sich dann doch recht schnell, noch so ein Faktor bei kleinen Zeitfenstern, denn bei einem neuen Spot mit Crowds hab ich dann doch gerne ein paar Sessions Zeit um mich an Spot und Crowd-Gefüge zu gewöhnen. Nichtsdestotrotz ein tolle Session mit 2-3 guten Wellen.
Das Zeitfenster mit der passenden Tide war an diesem Tag von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang offen.
Kurz nach Jens´ Abreise öffnete sich neben dem point noch ein Zeitfenster an dem die Tide einen netten A-Frame zum Laufen brachte.
Man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist. Im Cafe mit Blick auf den Spot, wärmte die Sonne jetzt so richtig frühlingshaft durch, Getränke und Speisen schmeckten nach so einer Session hervorragend und die noch sehr frischen Erinnerungen an die letzten Tage dieses echten Surf Abenteuers zauberten ein Lächeln ins Gesicht. Der Swell sollte auch die nächsten Tage anhalten und den Spot wohl weiter am laufen halten, doch leider musste ich auch bereits wieder zurück zum Flughafen und ließ den Tripmaster zurück um die letzten Tage seines Vagabunden-Lebens allein zu genießen bis auch er die Heimreise antreten muss.
Gegen Abend war selbst den meisten Locals das Swell-Zeitfenster zu lang und die Crowds am Point wurden übersichtlicher.
- jens's blog
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Hauptsache Welle...
coldwaves on Fr, 03/09/2018 - 11:29...oder wie war das noch? Ihr habt doch alles richtig gemacht in der Kürze der Zeit.
nachher ist man immer schlauer
tripmaster on Fr, 03/09/2018 - 11:48mit mehr lokaler Erfahrung hätte man sicher einen Tag guten Surf zusätzlich rausholen können...