Das Wochenende hatte ich mich eigentlich schon auf Ostsee eingestellt. Zumal wir nen heftigen Orkan aus Nordwest erwarteten, der meinen Lieblingsspot an der Ostsee wohl mal wieder zum Laufen bringen sollte. Kruzfristig habe ich mich jedoch wegen Tim's "Sgt. Styles" Multitasking Techniques entschieden mit Daddy "Tschägga" und ihm in den Nordwesten Dänes zu eiern. Auch wenn ich ein wenig skeptisch war (P.S.: "Ein wenig skeptisch ist übrigens noch sehr leicht untertrieben).
Meeting Point Freitag am frühen Abend aufm Parkplatz von Ikea Schnelsen Nord.
Tim war schneller als erwartet aus der middle of nowhere irgendwo in der Nähe von wo die Mosel und der Rhein zusammenfließen gen Norden geheizt. Respekt Dude!!! Und nun stand er da auf dem Ikea Parkplatz zwischen all den 'Ingolf', 'Pöang', 'Ramvik', 'Billy' und 'Leksvik' suchenden Fräuleins und jungen Familien, die sich wie immer zum Teil fragten, wie sie ihren 'Axel' Luxus Schlafzimmerschrank in einem Rutsch in ihrer BMW Limo bzw. in ihrem SMART verstauen konnten.
Umgeschifft und weiter zu Lars (ihr wisst schon 'Daddy Tschägga') nach Flense.
Nach kurzer Sucherei haben wir auch sein Domizil an der Förde gefunden. Weiter gings.
Die Reise bis zum Ziel war qualitativ höchstwertig. In 'Ernies' neuen Luxus Surfmobil glitten wird bis an die Küste wie auf Schienen. Dort angekommen, sahen wir schon beim nächtlichen Surfcheck, solide offshore Wellen die auch an den outside Sandbänken brachen. Ein paar Bier und ab ins Bett.
Nach einer exellenten Nacht auf der 'Spielwiese' checkten wir früh am Morgen die Wellen. Sie hatten eine schöne Größe und warten in Bereich der langen Mole auch noch schön geschützt. Nur ein Surfer draußen. Ansonsten niemand weit und breit.
Umgezogen und rein in die 'Left' an der Mole. Nicht schlecht. Aber Tim hielt es nicht lange dort und paddelte raus gen Molenende. Lars und ich ließen nicht auf sich warten und paddelten hinterher.
Richtige Entscheidung!!! Draußen liefen BOMBS rein!!! Ich war schon länger nich mehr so solide Wellen in der Nordsee gesurft. Huey sei Dank! Die erste Große die ich erwischte war Anfangs des Take Offs sehr mellow, doch plötzlich baute sie sich auf, saugte an und bildete ein hammer steiles Face. Speed ohne Ende. Stoked ohne Ende paddelte ich wieder den langen Weg nach draußen. Auch Tim hatte zwischenzeitlich seine erste Bombe. Lars paddelte immer tiefer und nahm schließlich nen fetten Set in Angriff. Ein schöner Anblick. Die Welle baute sich hinter ihm immer höher auf und er schnappte sich das Ding. Er versuchte auf der Left eine hohe Linie zu halten und Geschwindigkeit aufzubauen. Die Welle fing aber schnell auf langer Linie an zu brechen und er musste den Tribut für die Welle mit nen klassischen Wipeout zollen. Die folgende Setwelle paddelte Tim an, erwischte sie und raste in affenartiger Geschwindigkeit auf mich zu. Ich positionierte mich leicht links von ihm und stieg in dieselbe Welle ein. Wieder ein Speedrush. Das Longie schien nur unter mir zu fliegen und ließ sich nur schwer unter Kontrolle halten.
Eine Welle von der Session ist mir als Beste in Erinnerung bleiben. Der Drop war wie beim Snowboarden. Hatte nen richtigen Hang vor mir. Wieder ne Left. Ich schaute mich noch um und sah, dass die Welle locker über Kopf hoch war. Ein paar schöne Combos und n Hang 5 auf der Inside. Ob ihr es glaubt, gut oder ziemlich beschissen und peinlich findet am Ende der Welle habe ich zum ersten Mal nen 'Claim' gesetzt und fand es supercool.
Später legte der Wind zu und die Wellen liefen nicht mehr so richtig. Tim segnete die Sesh und machte es sich in seinem Mobil gemütlich. Lars und ich paddelten noch einmal zur Left an der Mole zurück. Dort gab es noch einmal gute kurze Ritte und einen schönen fakie Hang 10. Nach den Rides wurde es immer schwieriger die Abkürzung zum Line-Up zu nehmen. Der Wind legte um Einiges zu. Sandstahlgebläse Hoch3 peitschte und peelte mein Gesicht. Das Board war kaum noch in den Händen zu halten (siehe Pics). Deswegen beendeten auch Lars und ich unsere Session.
Bis zum Dunkelwerden checkten wir die umliegenden Spots. Fanden aber nichts Erwähnenswertes. Außer einer Pölserbude in der es Mega-Portionen für wenig Geld gab. Auch net schlecht. Lars und ich sind schließlich vor unserem Pölser-Mix kapituliert.
Am frühen Abend fuhren wir zum Spot, von dem wir glaubten er könne am Sonntag als Einziger funktionieren und richteten dort unser Basiscamp ein. Den Abend verbrachten wir bei Surfvids, Glühwein, Bier und Chips. Für die Nacht musste ich auf die 'Spielwiese' verzichten und den Platz an Lars weitergeben. Ich durfte es mir im 'Keller' gemütlich machen. Die Nacht war zwar nicht so perfekt wie die erste aber über die Runden habe ich sie locker gebracht. Draußen ging ein Unwetter nach dem anderen auf uns nieder und rüttelte am Bus.
Nach dem Aufstehen musste wir feststellen, dass der vorhergesagte Orkan wirklich mit unverminderter Härte vor Ort eingetroffen ist. Beim Surcheck rannen mir die Tränen durch den kühlen Wind aus den Augen. Außerdem traf mich das Sandstrahlgebläse zum ersten Mal mit voller Wucht. Auch den einen oder anderen heavy Schauer konnte ich nicht entweichen. Ein Regenschirm wäre nicht zu halten und somit zwecklos gewesen. An der Westküste herrschte Wellenchaos. Hier liefen so richtig große Brecher ein.
Zeit für ein ausgedehntes Frühstück und eine Lagebesprechung. Der in Betracht gezogene Spot lag zumindest ein wenig geschützt. Doch so richtig verlockend war er nicht. Trotzdem kehrten wir nach nem weiterem Spotcheck zurück um ihn in Angriff zu nehmen. Jedoch mussten wir davor die erste Hürde berwinden und überhaupt bei dem Sturm zum Wasser zu kommen. Ein radikaler Shortcut sollte dieses Problem aber entschärfen. Nun noch einen kleinen Tanz für Huey den Wellengott und ab zum Line-Up.
Hinter den Dünen begrüßte uns am Strand wieder mit VOLL POWER das Sandstrahlgebläse. Sand überall! In den Augen, in jeder Ritze und Pore. Hardcore!!! Weiter... Endlich konnte man das Brett im Wasser ablegen und musste es nicht mehr tragen. Mein linker Arm fühlte sich auch schon an wie zentnerschweres Blei. Nur noch ein wenig zum Peak paddeln. Von wegen... Zuerst lief die Rip zwar super Richtung, endete aber abruppt 30m vor dem Peak und verwandelte sich in eine reißende seitliche Strömung vom Peak weg. Bin mit Tim gepaddelt wie ein Verrückter. Aber der Peak war einfach nicht zu schaffen, selbst schwer zu halten. Ich hab mich in der Nordsee noch nie so treiben sehen. Trotzdem konnten Tim und ich ein paar Wellen catchen und waren froh die Sesh in Angriff genommen zu haben. Nachdem mein Muskelgewebe und meine Koorination nicht mehr so mitmachte wie ich wollte setzte ich dem Surf ein Ende. Tim kam auch nicht viel später aus dem Wasser gekrochen und wir kämpften uns zurück zu unserem Basecamp.
Anschließend ging es Down the Coast bei Klaus (http://www.wipeout-surfshop.de) auf nen Kaffee zu Besuch. Klaus hatte sich mit seiner Familie in eine nette Hütte an der Westküste eingemietet. Vielen Dank nochmals für den leckeren Kaffee!
Schließlich wurde es Zeit sich zu verabschieden um die Kilometer für den Heimweg abzugrasen. Obstacles nahm Tim auch nach diesem Fahrtmarathon mit gewohnter Lässigkeit. Lars wurde in Flense abgesetzt. Weiterfahrt mt dem Ziel Ikea Schnelsen-Nord. Als wir dort ankamen waren wir erst einmal Baff! Nein, mein Auto stand noch da, aber es gab ein kleines Hindernis, dass es zu überwinden galt. Der Parkplatz war nämlich dicht! Mit ner Schranke abgeschlossen! Und nu??? Ich malte mir schon diverse Szenarien aus, wie ich wohl jetzt nach Hause kommen sollte. 'Sgt. Style' fackelte aber gar nicht erst lange und setzte mit seinem Bus über die hohen Kantsteine und Grünanlagen inklusive Bodenkontakt über. Respekt!!! Tja auf'm Parkplatz waren wir jetzt. Frage war nur schaffe ich es auch mit meinen kleinen 'Einkaufwagen' irgendwo wieder runter. Somit suchten wir den Parkplatz nach geeigneten Fluchmöglichkeiten ab und wurden schließlich auch fündig. So richtig sicher war ich mir bei dem Ansetzen für den Stunt nicht. Doch Tim erwieß sich als guter Lotse und außer ein paar Schrammen am Unterboden und Arbeit für die lokale Gartenkolonne gab es nichts Bleibendes.
Schließlich ging es getrennt weiter. Um 21.30 Uhr kam ich in Lünetown an.
Ein heftiger Trip, der auf jeden Fall wiederholt werden muss!