"Frostsee"

By boerniSa, 01/26/2013 - 20:49

"Frostsee"

Lübecker Bucht 21.01.20

Der "Catwalk" hat im Winter einen ganz anderen Charme als im Sommer. Die Massen von Strandbesuchern sind verschwunden, die "Schickimickis" aus Hamburg und Umgebung sind zwar da, aber bei dem Wetter auch nicht draußen am Flanieren, sondern sie verweilen in Restaurants, Bars und natürlich in Boutiquen. In der warmen Jahreszeit stehen am Strand die Strandkörbe unzähliger Strandkorbvermieter dicht an dicht. Sie weichen, wenn es kälter wird. Resultat eine freier Blick auf das Meer. Außerdem wird der Strand für Hundehalter und Spaziergänger interessant. In der "Saison" sind Hunde nur an bestimmten Stellen zugelassen und es wird fleißig Kurtaxe kassiert. Der Ostwind, der im Sommer die Wärme und Hitze bringt, schickt im Winter die "Russen-Peitsche". Es wird durch den kontinentalen Ostwind schnell sehr kalt. Im Sommer zeigt sich die Ostsee meist harmlos und einladend für Badegäste. Auch für kleine Kinder gut geeignet, da das Wasser nur langsam tiefer wird. Im Winter wird sie zur "Frostsee" mit zur Zeit 1-3°C in der Lübecker Bucht. Wenn es noch kälter wird verwandelt sie sich zu einem beeindruckenden Eismeer, welches im Februar 1985 bis zu 75 cm dick war! Ist es draußen dazu bedeckt und grau kommt bei einem schnell "Endzeitstimmung"auf.

End of Days Februar 2012

Außerdem wird ein Otto Normalstrandbesucher dieses Randmeer an einigen Tagen im Jahr, ob kalt oder warm, nicht wiedererkennen. Denn sie kann richtig Falten werfen die Dame. Das sind die Tage an denen wir die Wellen auch mal quasi "vor der Haustür" haben und nicht erst einen langen Trip auf uns nehmen müssen. Tage an denen Surfen nach getaner Arbeit möglich ist, auch wenn man sich während der Winterzeit immer im Rennen mit der früh einsetzenden Dunkelheit befindet. An diesen Tagen fährt man los und ist stoked mit dem was man hat. Da können die Wetterverhältnisse noch so grenzwertig und unangenehm, sowie der Windswell nur rudimetär vorhanden sein.
Letzter Montag war einer dieser Tage an dem vier Lüneburger am frühen Nachmittag alles stehen und liegen ließen. Die Bretter, die sie besserwissend schon am Vortag gewachst hatten, wurden in den Bus geschmissen, ebenso wie Neo Plünnen, Handtücher, Vaseline, warme Getränke, kleine Snacks und Kamera Equipment.
Nicht mal eineinhalb Stunden später standen sie dick eingepackt, dennoch aufgrund des starken auflandigen Windes und einer Außentemperatur von -3°C fröstelnd an der Seebrücke um einen Blick auf die Wellen zu werfen. Die Sonne die von einem bis dahin hellblauem Himmel schien, machte noch ihnen nicht einmal warme Gedanken.
Nur einer anderen Person, welche auf der Mitte der Seebrücke mit dem Finger am Auslöser seiner Kamera stand, schien dank seines "Winternomaden Outfits" die Kälte nichts auszumachen. Cold Waves zog an diesem Tag den Standpunkt auf der Seebrücke sogar dem eigenen Surfen vor.

Unser Held "The Dark Photo Knight"

Die Lüneburger "L-Townies" traten den gesammelten Rückzug an um sich an einem windgeschützen Ort wasserfertig zu machen. Bis auf die mehr als hautengen Gloves von Flat und Börnis Kamerahalterung, ging das auch schnell vonstatten.

LG-Towners preparing.

Auch die "Immer dabei!" Marzipanstädter trudelten nun ein. Wax wurde geschnorrt und für Börnis Kamera gelächelt.

HL-Towner prepared.

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Another HL-Townie finds some time for posing!

Geschütz mit ihren Gummianzügen machten sie sich auf dem Weg zum Wasser. Wobei sie die Bretter auf der Brücke schon gut mit zwei Händen festehalten mussten, damit es dem schneidend kalten Wind nicht gelang es ihnen aus den Händen zu blasen.

Charly, Flat und Roman im Eiskanal!

Börni kam einige Zeit später, nachdem er es geschafft hatte seine Kamera in alter "Gimp" Manier im Mund zu befestigen. Auf dem Weg traf er auf einem Peruaner, der die "Frostsee" ein erstes Mal antesten wollte.
Hat sich also bis Südamerika herumgesprochen, dass unser "Hausteich" doch surfbar ist

Tito - Südamerika goes Baltic!

Vor dem Wasser musste der vereiste Anleger allen Surfern überwunden werden.

Slippery when icey!

Nach dem Sprung in "frische" Nass bekamen die Jungen es gleich mit einer vom direkten Ostwind hervorgerufenen Strömung zu tun. Gegen die sie nahezu dauernd anpaddeln mussten um den Line-Up zu halten und nicht unter der Brücke hindurch getrieben zu werden. Passte es mal, dass sie am Brechungspunkt saßen und nicht gerade wieder am "Höhepaddeln" waren, schnappten sie sich die eine oder andere Frostsee-Schönheit und zelebrierten auf der Welle ihren Tanz.

Don Ganter takes off in the back!

Das Wasser war an diesem Nachmittag wohl noch der wärmste Ort an dem man sich hier aufhalten konnte. 3°C Wassertemperatur waren gegen die gefühlte Temperatur außerhalb schön kuschelig. Zumal hier der Wind durch die aufgewühlte Ostsee, ein wenig gebremst wurde. Auskühlen tat man ordentlich, wenn man als Weg zurück in den Line-Up, den Gang über die Seebrücke wählte.

Catwalk on the rocks!

Wieder rauszupaddeln, nachdem man eine längere Welle erwischt hatte war dafür um Einiges kräftezehrender und somit auch keine echte Alternative.
Von der Kamera ließ sich Börni schon nach zwei Waschgängen befreien, da es sehr sehr mühsam mit ihr war.

Och nööö näää!!!

Der Junge musste ja die ganze Zeit gegen die immer stärker werdende Strömung anpaddeln und hatte somit keine Hand frei um seinen Kiefer mal eine Entspannung zu gönnen. Also wech mit dem Gedöns und seine Session war gerettet.

Börni entspannt. Erste Welle ohne Kameragedöns.

L-Townie "Roman"

Flat catching a left.

Als es langsam dämmerte verließen die meißten das Wasser. Ausgezehrt von der Kälte und dem ewigen Paddeln und trotzdem stoked, kehrten die Jungs zu ihren warmen Surfmobilen zurück. Die Bucht wurde für diesen Tag verlassen, jedoch ist der eine oder andere potenzielle Wintersurf noch einmal drin! Drücken wir die Daumen. Kommende Woche steht dem "Hack" aus westlichen Richtungen entgegen. Sturmtief "Jolle" bringt Europa dickste Klopfer.

Quelle: wetterzentrale.de