JC ist einen der besten Shaper der Welt, wenn nicht sogar der besten. Während der sehr geschäftigen Contestsaison, am nächsten Tag fing die Waiting Period für das Pipeline Master an, hat sich JC ein wenig Zeit genommen um den Nordsurf-Syndikat Rede und Antwort zu stehen. Vor seiner Fabrik auf dem Gelände der ehemaligen Sugar Mill in Wailua hat sich John Carper an den Picknicktisch gesetzt und seine Mittagspause ausgedehnt:

(Interview by "Wuschel")

Wie alt bist Du?

63 Jahre

Hast Du Familie?

Ich bin verheirate und habe zwei erwachsene Kinder

Warum bist Du Shaper geworden?

Am Anfang auf Maui ca. 1969/70habe ich nur Boards für mich selbst geshapet, weil ich mir die Boards nicht leisten konnte und die Bretter, die ich haben wollte, gab es nicht zu kaufen. Damals, meine Generation hat die Shortboard-Revolution erlebt, gab es nur Longboards. Wenn man ein Shortboard haben wollte, musste man die Glasfasern abnehmen und sich daraus dann ein Shortboard schneiden. Ich habe dann auch Surfbretter für meine Freunde gemacht. Ich wusste gar nicht, dass Shaper ein Beruf ist, mit dem man seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Während der ersten 3-5 Jahre habe ich dann so langsam alles gelernt, wie man shapt und glast und so weiter. Ich habe sehr geschickte Hände und konnte mit Werkzeug umgehen, so dass ich die Dinge einfach gelernt habe. Richtig als Job angefangen hat es ca. 1972 als ein Surfshop 3 Bretter von mir bestellt hat. Ich wusste gar nicht, dass man damit auch Geld verdienen konnte, bzw. überhaupt für Shapen bezahlt wird. Da habe ich mich entschieden Shaper zu werden. Ich habe mich fürs Shapen einfach interessiert und gute Surfbretter gebaut. Und ich wusste, dass meine Bretter nicht so gut waren, wie z.B. Dirk Brewer, aber ich wusste auch, dass wenn ich mich anstrenge, ich so gute Bretter machen kann.

Damals hat man sich jedoch nicht als Surfer verstanden, sondern als Waterman, dazu gehörte auch Tauchen, Fischen und Segeln, so dass ich mich auch für den Bootsbau und die Zimmerei interessiert habe.

Aber ich habe einfach gute Bretter gebaut und wusste, dass ich handwerklich tätig sein und nicht einen Büro Job haben möchte. Ich wollte mir meine Zeit flexible einteilen können und mein eigenen Herr sein.

Als ich später auf Oahu Bildhauerei studierte habe, brauchte ich einen Job um die Studiengebühren zu bezahlen, also habe ich Ding-Repairs in Honolulu gemacht. Die Bildhauerei hat mir sehr geholfen, da ich die Fähigkeit hatte, das fertige Surfboard schon im Blank zu sehen und nicht zu schauen, was aus dem Blank herauskommt.

Am Anfang war das Shapen frustrierend, weil es schwierig war, sich damit einen Lebensunterhalt zu verdienen. Nach 10 Jahren habe ich aufgehört und als Zimmermann und Boot-Kapitän gearbeitet. Nach 3 bis 5 Jahren habe ich gemerkt, dass es nicht ganz so mein Job war. Boot-Kapitän hat sehr viel Spaß gemacht, aber es war auch sehr ermüdend. Meine Haut wird nicht richtig braun, sondern ich werde eher rot und als Kapitän ist man immer draußen in der Sonne. Zudem habe ich nicht gern mit den Touristen gearbeitet. Dann hatte ich einen Unfall, nach dem ich 1 ½ Jahre querschnittsgelähmt war. Danach konnte ich als Zimmermann keine schwere Sachen tragen. Also habe ich wieder mit dem Shapen angefangen. Auch Shapen ist sehr harte körperliche Arbeit, aber man muss nicht so häufig Dinge schleppen. Da habe ich mich nochmals bewusst entschieden Shaper zu werden und bin die ganze Sache noch ernsthafter angegangen. Ich habe angefangen ein Unternehmen aufzubauen.

Im letzten Jahr haben wir uns sehr verkleinert, von der Massenproduktion zum Customboard. Wir haben unsere Fabrik in Kalifornien verkauft und produzieren praktisch nur noch hier. Selbst Angestellte habe ich inzwischen keine mehr. Nur wenn noch Shops 100 oder 200 Bretter auf einmal ordern, hole ich mir noch Hilfe rein. Ansonsten mache ich alles selbst. Inzwischen habe ich sogar wieder angefangen selbst zu glasen.

Ich habe hier immer noch meine CNC Maschine und designe die Bretter mit CAD am Computer. Ich arbeite ungefähr 4 bis 5 Stunden am Tag am Computer, obwohl ich das eigentlich nie wollte; einen Schreibtischjob. Am Anfang war der Übergang vom Handshaping zum Computer sehr schwer, weil ich generell sehr wenig Erfahrung mit Computern hatte. Aber inzwischen ist es eine große Hilfe. Früher habe ich Surfbrettbau wie Bildhauerei für mich, inzwischen ist es Ingenieurswesen geworden. Ich habe schon als Zimmermann und Bootsbauer, Häuser oder Schiffe nach Plänen gebaut. Jetzt baue ich Surfbretter nach Plänen, die ich mit dem Computer erstelle. Es erlaubt mir noch besser mit der Hydrodynamik zu arbeiten und wirklich wissenschaftlich an die Aufgaben heranzugehen. Ich shape auch immer noch Bretter per Hand und den Unterschied würde man in tausend Jahren nicht finden.

Wie lange baust Du Surfbretter?

Seit 1969.

Was ist Dein Background zum Shapen?

Siehe oben.

Surfst Du? Wo? Was ist Dein Lieblingsspot und warum?

Ich surfe nicht jeden Tag, aber sehr häufig. Am liebsten vor meine Haus (an der North Shore), Alligators oder Lanis, aber nie mit Crowds. Ich mag keine Crowds. Aber es gibt viele Spots hier, die leer sind und natürlich auch einige Secret Spots. Es ist erstaunlich, dass wenige Leute sich hier umschauen, alle gehen zu den bekannten Spots, die immer voll sind. Keiner schaut sich mal um und sucht etwas Neues.

Was und für wen shapst Du?

Wir haben ein Team mit Shane Dorian, Peter Mel, Sean Moody und anderen. Brett Barley ist ein junger Fahrer, der unglaublich viel Talent hat. Aber wir versuchen generell nur ein kleines Team zu haben.

Was ist Deine Spezialität?

Ich mache alles an Surfbrettern vom Longboard bis zum Towboard, aber wirklich bekannt bin ich für meine Performance-Shortboards. In letzter Zeit mache ich viel für gute Surfer, die inzwischen einen wichtigen Job haben und nicht mehr so viel surfen wie früher, aber immer noch sehr gute Surfer sind und entsprechend Wellen surfen. Sie wollen bzw. brauchen mehr Foam ohne bei der Performance Kompromisse machen zu wollen. Das ist eine sehr schwierige Aufgabe und es macht mir großen Spaß genau das richtige Board für sie zu shapen.

Der Großteil meiner Kunden weiß genau, was sie wollen. Es ist ein bisschen wie Schuhe kaufen, da gibt man auch nicht sein Gewicht an und fragt, dann was für Schuhe man kaufen sollte. Aber ich helfe natürlich gern, dem Surfer das richtige Board zu finden und genau das richtige Board für ihn zu machen. Zuerst frage ich nach den Wellen, die er surft und dann nach seinem jetzigen Board und was er daran mag und was er wenig mag. Jedes Board, was ich shape, ist ein absolutes Customboard. Stammkunden habe ich relative viele, die 10 oder 12 Bretter über die Jahre gekauft haben, die brauchen einen ganzen Quiver.

Worauf bist Du besonders stolz?

Andy Irons hat seinen ersten Profi-Contest auf meinem Board gewonnen. Bruce Irons hat seinen ersten Profi-Contest auf meinem Board gewonnen. Mick Parson hat den XXL Award auf meinem Board gewonnen und natürlich alles was Shane Dorian erreicht hat.

Vor allem bin ich stolz auf den Stoke, den ich mit meinen Brettern den ganzen Menschen vermitteln konnte und eine Familie gegründet zu haben.

Was für ein Board, würdest Du für den Einsatz in Norddeutschland empfehlen?

Für solche Wellen haben wir verschiedenen Grovelers zum Beispiel den TRD. Diese Bretter funktionieren sowohl in guten Wellen als auch in wirklich schlechten. In guten Wellen braucht man eigentlich kein richtig gutes Surfboard, die Wellen verzeihen sehr viel. Bei Wellen mit wenig Druck hingegen, fällt jeder Fehler sofort auf. Der Rocker muss genau richtig sein, ansonsten kommt das Board nicht vom Fleck. Unsere Waimea Guns machen wir sogar absichtlich langsamer, weil die Welle so viel Kraft hat. Die Bretter für kleine Wellen müssen die Schnellsten sein. Hierbei helfen das Design am Computer und die Arbeit mit der Hydrodynamik sehr.

Die meisten Surfer surfen schlechte Wellen. Selbst hier in Hawaii ist es bis auf die drei Wintermonate meist nicht so gut, so dass der meiste Umsatz mit den Grovelers gemacht wird.

Kann man Deine Bretter in Europa kaufen?

Ich fahre ab und zu nach Europa zum Shapen, aber ich war schon lange nicht mehr in Frankreich. Ich bin vor allem in Spanien bei All Oceans, die meine Bretter aber nur in Spanien verkaufen.

Für Deutschland bestellt man am besten ein Customboard.. Ich habe letztens ein Board nach England verschickt und der Versand hat $ 175 gekostet. Mit Versand und Verpackung und allem drum und dran kostet das nicht viel mehr als im Shop und man hat ein echtes Customboard.

Auf meiner Website www.jchawaii.com ist ein Kontaktformular und da gibt man ein, was man haben will. Die Maße müssen nicht unbedingt dabei sein und dann antworte ich per Email und dann geht es 3 bis 4 Mal hin und her. Wenn der Käufer zufrieden ist, kann er eine Anzahlung machen und dann telefonieren wir. Entweder er ruft an oder ich rufe an und dann werden alle Details besprochen. Am Ende habe ich das Eindruck, jeden Kunden persönlich getroffen zu haben, das ist ein unglaublich befriedigendes Gefühl.

Irgendwas hinzufügen?

Ich fühle mich sehr von Gott gesegnet und er hat mir wirklich viele Türen geöffnet. Es macht mir Spaß Menschen gute Surfbretter zu shapen und ihnen damit zu dienen.

Bild von tripmaster

endlich...

tripmaster on Fr, 01/13/2012 - 13:06

... hab ich mal die Zeit gefunden, das INterview zu lesen. Hat sich gelohnt!

Bild von Wuschel

Da würde ich mich sehr freuen

Wuschel on Do, 01/12/2012 - 19:33
Da würde ich mich sehr freuen ;-)
Bild von eddie

cooles Interview, stay tuned,

eddie on So, 12/18/2011 - 18:08
cooles Interview, stay tuned, the New Yorker könnte anrufen ;-) Greetz