Hard Facts:

Name: Jens-Phillip "Dschensen" Petersen

Jahrgang: 85 (war wohl ein guter!)

Wohnort: Hamburg

Contests Results: 4. Platz bei den ADH
OPEN 2009

Sponsor: Light Board Corp.

 

 

 

 

 

 

 

Weil der Junge ja immer unterwegs bzw. beschäftigt ist, habe ich ihn per E-Mail kontaktiert und ausgehorcht! Hier ist was ich herausgefunden habe:

23.08.09

Börni: Moin Dschensen, 
hoffe du hast bis jetzt ein schönes Wochenende. Gestern und heut konnte man ja auf Sylt einige Wellen abgreifen. Warst du vor Ort?
 

Dschensen: Nee, war ich leider nicht...gestern hat St.Pauli gespielt und da ich eh so selten in HH in nächster Zeit bin musste ich meine Dauerkarte mal nutzen. Hab' außerdem was für die Uni zu tun und bin nächstes Wochenende eh in Dänemark um am "End of Summer Battle" teilzunehmen, sieht ja momentan noch ganz gut aus... ...(3 Minuten später)

Wobei, ich habe grad' die Webcams mal durchgeguckt: Sieht ja echt gut aus! Hätte ich eventuelle, vielleicht doch losfahren sollen? ;)

 
"Whitehouse" Photog: Tim

 

Börni: Ja es sieht für Sylt verdammt gut aus. Aber deine Pauli-Entschuldigung zieht! Es ist ein Muss die lokalen Nordklubs zu unterstützen! Du warst ja auch sonst schon viel auf Achse in diesem Jahr. Wo hat es dich überall hin verschlagen? Was hast du dieses Jahr und in naher Zunkunft noch auf deinem Wunschzettel?

 
Dschensen: Ich hatte dieses Frühjahr eignetlich relativ viel zu tun für die Uni, daher bin ich bis jetzt eher nur "kurz" weggekommen. Aber besser kurz, oft und heftig als gar nicht. Über Sylvester war ich zehn Tage in Peniche, im März zehn Tage in der Bretagne, im Juni zehn Tage in Seignosse bei den ADH und jetzt drei Wochen Familienurlaub ebenfalls in der Gegend. Und sonst war ich viel an Nord- und Ostsee unterwegs dieses Jahr, auch immer sehr schön!
 

L-Bay Photog: Alina
 
 
In zwei Wochen gehts dann wieder los - für sechs Wochen nach Portugal. Da müssen Sara und ich uns nach einer kleinen Wohnungen in Strandnähe bei Aveiro umsehen, da wir nächstes Jahr ab Februar für ein Semester dort ... naja... studieren. Bzw. eigentlich studiert nur Sara, ich bin dann mit dem Grundstudium fertig und werde da ein bisschen arbeiten (und vieleicht auch "gelegentlich" mal surfen) bis das Hauptstudium im November beginnt.
 
 
 
24.08.09
 
Börni: Ich habe grad mal nachgerechnet! 51 Surftage + die ein oder andere Nordsession + die kommenden 42 Tage in Portugal. Hört sich doch ganz gut an! Bei den ADH bist du in der Open Mens Class auf einem guten 4 Platz gekommen. Nochmals Gratulation! Bist du bei der Deutschen Meisterschaft im Herbst in Mimizan auch wieder mit von der Partie? Wenn ja, mit was für Erwartung bzw. mit welcher Zielperspektive gehst du an den Start? Wie bereitest du dich auf einen Contest vor?
 
Dschensen: Danke, danke. Das war mein erster Contest und es lief bis zum Finale ganz gut.
 
ADH 2009
 
Ich war ja bisher nicht unbedingt ein Contestfreund, wollte das aber wenigstens ein mal gemacht haben, nachdem das letztes Jahr mit der DM nicht geklappt hat. Finde das Wettkampfsurfen gegen andere nach wie vor nicht so prickelnd wie eine Session mit Freunden, aber das Drumherum ist toll! Man lernt nette neue Leute kennen, die ähnlich denken, mit denen man sonst aber kaum in Kontakt kommen würde. Der soziale Aspekt steht für mich da irgendwie im Vordergrund und weniger das Gewinnen, daher werde ich sicherlich ab jetzt häufiger auch bei kleineren und lokalen Events teilnehmen.
Was die DM in Mimizan angeht bin ich mir noch unsicher. Da ich grade drei Wochen in Mimizan war (netter Ort, aber die Sandbänke im Norden am Contestgelände sind furchtbar gewesen), wird das denke ich spontan, je nach Vorhersage entschieden. Contest ist Mitte Oktober und der ein oder andere dickere Swell dürfte da schon mal an die Küsten schwappen - ich glaube nicht das Mimizan viel mehr als zwei Meter Swell hält. Also entweder ich bin da und schreibe mich nachträglich irgendwie ein oder ich bleibe noch eine Woche länger in Portugal. Evtl. treffe ich ja dort auf den einen oder anderen Syndikatler bei perfekten Wellen?
 

ADH 2009
 
Wenn ich teilnehme, würde ich schon einige Runden weiterkommen wollen. Sowas hängt aber auch immer ein bisschen vom Glück bei Auslosung und Wellenauswahl ab. Konkret vorbereiten würde ich mich auf einen Contest glaube ich nicht, außer möglichst viel zu surfen und drüber nachzudenken, wie ich mein Surfen verbessern kann, was ich aber ohnehin regelmäßig mache.
 
 

 

25.08.09

Börni: Dschensen, ich bin ja seit einiger Zeit hier im Norden hier am Surfen und kann mich gut erinnern, dass ich damals oft allein oder nur mit einer handvoll Surfer in der Lübecker Bucht bei Wellen vor Ort war.
(Ja, ja... "Früher war alles besser!" Ich alter Sack!) Das hat sich ja Bekannterweise geändert. Seit ein paar Jahren sind nicht nur mehr  Surfer im Wasser, sondern auch ein paar Junge Ripper, die in der Ostsee gut abgehen. Wie siehst du die Sache mit den Crowds? Wie erklärst du dir, dass der Level unter den Surfern in den letzten Jahren um Einiges angestiegen ist?

 

Dschensen: Das hat mehrere Ursachen. Erstmal macht die Anzugtechnologie es möglich hier auch im Winter zu surfen ohne zu erfrieren. Und weiter sind es generell mehr Leute geworden die surfen. Surfen ist halt eine absolute Trendsportart geworden (Danke H&M!?!) und durch das Internet ist es auch viel einfacher an Informationen über das Surfen zu kommen, so dass man dann hin und wieder auch vom Surfen in Nord- und Ostsee etwas mitbekommen hat. Wellenvorhersagen werden immer besser und so ist es auch für Leute einfacher an den entsprechenden Tagen mit Hilfe von ein paar Infos aus dem Internet am richtigen Spot aufzulaufen. Durch Internetseiten wie z.B. dein "Hauptsache Welle" oder den "Nordreport"
habe ich damals mit 16-17 erstmals in Erwägung gezogen auch hier im Norden nach Spots zu suchen an denen man surfen kann - die Tipps waren für mich damals Gold wert. Und ich denke da ging es anderen ähnlich.
Wobei man sagen muss, dass selbst die Zahl der Surfer, die dieses  Frühjahr in Timmendorf saßen im Gegensatz zu dem was selbst vor einem oder zwei Jahren an Leuten da war, förmlich explodiert ist. Das kann man natürlich auf der einen Seite verteufeln, ständig rumpöbeln, dass es viel zu voll ist und auf jeden schimpfen der nach einem da war. Teilweise sind es ja auch wirklich chaotische Zustände zwischen Mai und September. Ein Wunder dass es noch keine wirklich ernsthaften Verletzungen gab. Auf der anderen Seite hat glaube ich, dass niemand das Recht hat zu sagen: "Nach mir ist Schluss! Jetzt ist der Spot voll! Alle die jetzt noch kommen gehören hier nicht hin. Man muss Crowds auch von der positiven Seite sehen. Die Norddeutsche Surfszene besteht nicht nur aus ein paar dutzend Syltern oder Dänemarkfahrern, sondern sie entwickelt sich. Dies hat den positiven Effekt, dass - wie du sagst - der Level in den
letzten Jahren enorm angestiegen ist.
Momentan haben wir glaube ich nach der "Nordsurfpioniergeneration" abseits von Sylt, die jetzt Ende dreißig, anfang vierzig ist die zweite Generation von guten Surfern Anfang, Mitte zwanzig die jetzt schon das Niveau der Älteren erreicht und es teilweise auch schon übertroffen hat. Die jüngeren profitieren natürlich von den Erfahrungen der Älteren die diese in Surfmagazinen, durch das Internet und auch persönlich weitergegeben haben. Dementsprechend fangen auch mehr jüngere Leute hier mit dem Surfen an und so steigt dann das Niveau in den letzten Jahren merklich. Außerdem pusht man sich gegenseitig. Wenn ich jemanden sehe der einen Lipslide macht, dann versuche ich auf der nächsten Welle
ebenfalls etwas möglichst radikales zu machen - einfach weil ich vorher gesehen habe was hier möglich ist. Und was radikales Surfen angeht sind in den letzten Jahren hier im Norden, besonders an der Ostsee, enorme Fortschritte gemacht worden.
Ich bin gespannt wie das Niveau in zehn, zwanzig Jahren ist. Wobei es durch die geringe Wellenkonstanz für junge Surfer ohne Führerschein natürlich schwer ist auf eine genügende Zahl an Surftagen zu kommen...

 

31.08.09

Börni: Wie lief der "End of Summer Battle" am Wochenende in Dänemark? Wie waren die Conditions?
Scheint ja windig und groß und voll gewesen zu sein...

Dschensen: Ich war von Freitag bis Montag an mehreren Spots im Thy. Am besten waren die Wellen Freitag und ganz besonders am Montag. Der Contest war ganz lustig und relativ bunt gemischt was die Starter anging, mit einem teilweise sehr ansprechenden Niveau – gewonnen hat ein australischer QS-Surfer. War im Halbfinale, keine Ahnung welche Platzierung raus gekommen ist, irgendwas zwischen 5.-10. nehme ich an. Ich war nicht wirklich zufrieden mit den Wellen, die ich hatte und beinah hätte ich den zweiten Lauf verpasst, weil ich nach der vorherigen Runde noch zwei Stunden im Wasser war, bis mir dann gesagt wurde, dass mein Lauf in drei Minuten startet.

08.09.09:

Börni: Tss,tss! Eben doch ein Freesufer!
Wie waren deine Anfänge? Wie bist du eigentlich zum Surfen gekommen?

Dschensen:
Zum Surfen gekommen bin ich über das Bodyboarden (was ich immer noch sehr spaßig finde). Ich habe seitdem ich denken kann, bis auf Ausnahmen, jede Sommerferien in Südfrankreich verbracht und mein Vater hatte glaube ich in den Achtzigern eins von diesen Supermarktbrettern
gekauft, worauf ich auch später erste Versuche gestartet habe. Ich hatte daran unheimlichen Spaß und Bodyboarden in den Sommerferien war das Highlight des Jahres. Ich war auch gar nicht so schlecht und nach den ersten Drop-Knee-Fahrten kam dann die Idee doch mal ein langes Brett auszuprobieren und ganz aufzustehen.

Börni:...und dann ging es hier an die Nordmeere. Warum surfst du überhaupt? Was ist für dich der Reiz daran?*

Dschensen: Hm, keine Ahnung? Ich hab früher viel Fußball gespielt, fand aber die festen Termine doof. Dienstag, Donnerstag um 19 Uhr Training, Samstags ein Spiel usw. Diese Unflexibilität habe ich nie gemocht - Surfen ist da wohl eine Reaktion drauf. Ich kann dahin gehen wo ich will, so lange und so surfen wie ich will. Mich reizen am Surfen aber auch die Vielseitigkeit der Bedingungen, der soziale und besonders der sportliche Aspekt.

Börni: Wo surfst du hier denn am liebsten?

Dschensen: Kommt immer ganz auf die Bedingungen an - erstmal Hauptsache Welle! Und ansonsten am liebsten steile Beachbreaks, die nahe am Closeout sind, um einen Meter und etwas darüber bei leichtem Onshore. In der Ostsee definitiv an der Baustelle am Schloss ;). Und sonst gibt es an Nord- und Ostsee den ein oder anderen guten Shorebreak.

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Börni: Welche Nordsurfer gehen deiner Meinung nach ab? Warum? Wem gehört die Zukunft?

Dschensen: Da gibt es einige. Allen voran Jonas Bronnert, wegen seiner Schnelligkeit und Beweglichkeit oder Adrian Siebert und Tim Ganzer wegen ihres Styles. Auch Timo von Norderney oder einige Sylter, die man hier an der Ostsee eher nicht so im Blick hat, gehen verdammt hart ab! Gibt auch etwas ältere wie Zwanni, die Krolls, BB-Jürgen und Weitere, die hier schon seit Jahren zeigen wie man im Norden rippt. Muss aber auch „eine Lanze für die Hamburger brechen“ wie z.B. Lasse Bagdahn oder Johnson, der in den letzten ein, zwei Jahren unheimliche schnell Fortschritte gemacht hat und inzwischen zu den Besten in der Ostsee gehört. Gibt sicherlich auch einige, die ich nicht kenne oder jetzt vergessen habe. Was wir in den nächsten Jahren
brauchen sind junge Kids die schon mit 14-15 fette Turns mit ordentlich Spray produzieren können – ist wie schon erwähnt zwar schwierig, aber da wird es in zehn Jahren schon den ein oder anderen von geben.

Börni: Was hältst du von der zunehmenden Anzahl an Mädels im Line-Up? :D

Dschensen:
Find ich super, bitte mehr davon wenn die auch im Winter bei drei Grad einen schönen Turn vor mir in die Welle setzen. Hat übrigens immense Vorteile eine begeisterte Surferin als Freundin zu haben – gibt dann keine Diskussionen über die Urlaubsaktivitäten ;)

Börni: Und sonst auch keine Diskussionen über die Freizeitgestaltung am Wochenende!!! ;)
Themenwechsel: Beschreib doch mal kurz deinen Quiver!

Dschensen: Ist irgendwie alles um sechs Fuß und hat jeweils drei Finnen. Ein Performance-Shortboard (Pro F-Light 6‘1), ein etwas voluminöseres Kleinwellen-Shortboard (Bufo Fiber Jet 6‘1), einen Fish zum Spaß haben (Light Pocketfish in 5‘8) und gelegentlich auch mal den Pit-Fish (6‘0) wenn ich was Wendigeres als den Fiber Jet surfen möchte. Ich bin ständig am wechseln und testen…

Börni: Gibt es sonst noch was, dass du hier loswerden willst? Jetzt hast du die Gelegenheit!

Dschensen:
Eigentlich habe ich jetzt auch schon wieder genug erzählt. Danke für das nette Interview, Börni. Grüße gehen raus an alle, mit denen ich immer so surfe und an diejenigen, die auch bei einem stürmischen Nordsurf im Winter mindestens genauso viel Spaß wie bei 25 Grad haben!

Börni: Dankeschön, auch dir Dschensen! Viel Erfolg und viele schöne Wellen in Portugal! Lass es krachen!

 

Bild von tripmaster

thumbs up

tripmaster on Sa, 09/12/2009 - 13:07

für das Interview!
auch wenn ich als einer der "Nordsurfpioniergeneration" über 40 hier noch mal schwar auf weiß lesen muss, dass mich die Jüngeren nun übertrumpfen...
Danke für diese finale Erkenntnis ;=)

Bild von coldwaves

aber ehrlich...

coldwaves on Mo, 09/14/2009 - 10:41

...gesagt macht das fotografieren durch die jungen Rippen mehr spaß.
Nettes Unterview und viel Erfolg.