Seine alte Website „Hauptsachewelle.de“ kannte in den letzten Jahren jeder der sich mit surfen in Norddeutschland, Dänemark und den Niederlanden beschäftigte.

Die Infos auf seiner Seite waren Gold wert und beeinflussten und ermutigten sicherlich einige von uns das Abenteuer „Nordsurf“ zu wagen.

Viele kennen ihn und er kennt mittlerweile auch viele.

Bernd „Börni“ Emmerich, Blogger, Filmer, Fotograf und Mitglied des „Nordsurf-Syndikat“.

Ich nutzte die Gelegenheit um ihm nach einer gemeinsamen Surf-Session ein paar Fragen zu stellen

Das Syndikat: Du wohnst ja eine Ecke weg vom Meer. Wie und wann bist du als „Semi-landlocked-Surfer“ zum Surfen gekommen?

Börni: Tja, das ist jetzt schon eine Weile her. Ich bin durch Zufall mit einem Freund an die französische Atlantikküste gefahren, ohne mit dem Surfen irgendetwas im Sinn zu haben. Sport habe ich in meiner Freizeit sehr viel gemacht, zu dieser Zeit am meisten Volleyball und Tennis, so dass wir am Strand viel Zeit mit Beach-Volleyball verbrachten. Abends wurde die „Piste“ gerockt.
Surfen hatte ich gar nicht auf dem Schirm, obwohl damals schon ein paar Surfer dort im Wasser lagen. Bewusst wahrgenommen habe ich sie nicht. Ich hatte eben ganz andere Interessen.

Eines Tages langweilte ich mich am Strand und ging mit einem Bekannten, der mir ein Brett lieh, ins Wasser.
Die Wellen waren relativ lütt, doch ich konnte mit der großen Planke während dieser Session schon kleine Erfolgserlebnisse in den Foamies erzielen. Von da an war ich total hooked!

Zurück zu Hause suchte ich überall Informationen rund ums Surfen. Internet war noch nicht, so kaufte ich mir jeden Monat in Hamburg am Bahnhof die neuen Amerikanischen Surfmags, oder laß interessante Berichte in deutschen Windsurfzeitschriften. Manchmal gab es auf Eurosport schon Berichte übers Wellenreiten, die dann sofort getaped und unzählige Male angesehen wurden, obwohl die Kommentatoren so was von keine Ahnung hatten.

Zum nächsten Urlaub in 1994 hatte ich das Geld für ein eigenes Surfbrett zusammengespart.

Völlig glücklich verließ ich mit einem Shortboard den Laden in Hossegor, da ich noch nicht wusste, dass das Teil, was ich unterm Arm trug nicht gerade für den Anfänger gemacht war. Damals gab es in den Läden dort auch fast nur Shortboards oder richtige Logs, von denen ich auch noch nicht so angetan war.

Meine Lernkurve verlief mit diesem Brett ziemlich schleppend.

An der Nordsee war ich zuerst auf Sylt surfen, war damals mit der Bahn und ohne Auto auch die günstigste Alternative.

Mit dem eigenen Auto folgten anschließend die ersten Trips nach Dänemark und Holland. Die Urlaube wurden von nun an so geplant, dass irgendwo ein surfbarer Spot in der Nähe lag.

 

Das Syndikat: Warum damals die Website „Hauptsachewelle“?

Börni: Ich saß im landlocked Lüneburg und kannte keine anderen Wellenreiter außer mir in der Umgebung. Ein Bekannter zeigte mir wie man eine Homepage baut. Über die Homepage, wollte ich zuallererst nur „Gleichgesinnte“ kennenlernen. U.a. lernte ich durch sie zu Anfang auch dich und den Don, sowie DaMaik kennen. Später noch viele andere Nordsurfer, so dass man wenn man im Line-Up saß eigentlich immer jemanden kannte.

Die Site erweiterte ich aber immer mehr. Es gab auch schon Tripberichte, Galleries, Tipps und Tricks, ein Guestbook etc. Später kam noch ein gut laufendes Forum und Filme dazu. Ich legte meine erste handgemachte Surf DVD „Gleitzeit“ auf und verschickte sie zum Selbstkostenpreis im Endeffekt so an 80 Leute in Deutschland. Die Page war für mich darüber hinaus, wie ein Tagebuch zum Festhalten schöner Gedanken. Mir hat es immer Spaß gebracht an ihr zu Arbeiten.

                                             

Der Name „Hauptsache Welle“, kam von einem Ausspruch, den Hörmi und ich damals ziemlich oft auf den Lippen hatten, kurz bevor wir das Wasser sahen, um die Wellen zu checken. Für die Wellenvorhersage gab es noch kein Internet und man orientierte sich nur am Teletext im TV oder an der Windvorhersage auf NDR 2. Außerdem war unsere Erfahrung, wie man wo und wann scored noch nicht so ausgereift. Wir wussten bis zum direkten Blick aufs Meer meistens nicht was für Wellen uns erwarteten bzw. ob überhaupt genug Welle da war. Bei Abfahrt zum Surf träumte man immer noch von perfekten Bedingungen, je näher man aber dem Spot kam, umso skeptischer und nervöser wurden wir, bis wir schließlich nur noch „Hauptsache Welle“ erhofften. Auch heute sage ich mir oft noch, wenn eine Session nicht so perfekt war „Hauptsache Welle“, denn darum geht es doch in erster Linie beim Surfen im Norden, einfach mal wieder ins Wasser zu kommen. Die magic Days sind hier eben nicht die Regel. Wobei ich sie heute glücklicherweise aufgrund von Erfahrung und den modernen Medien immer öfters erwische, wenn das Zeitproblem mir nicht im Wege steht.

Das Syndikat: Wie kam es zum „Nordsurf-Syndikat“ und zum Ende von "Hauptsachewelle"?

Börni: Hmm, das war ein länger dauernder Prozess. Ich hing an meiner Seite, hatte ich doch so Einiges aufgebaut. Aber irgendwie ging es nicht weiter. Außerdem war der Grund weswegen ich „Hauptsache Welle“ ins Leben gerufen hatte nicht mehr akut. Ich kannte jetzt genügend andere Surfer. Darüber hinaus wurden immer mehr Seiten übers Wellenreiten ins Leben gerufen. Ich überlegte zu der Zeit ganz aufzuhören und mich passiv an den anderen Pages zu beteiligen. Ein Grund war die Arbeit, die in einer eigenen Seite steckt und die ich, um meinen Anforderungen gerecht zu werden nicht bewältigen konnte bzw. wollte

Schließlich kam mir die Idee mich mit den anderen Nordsurf-Seiten zusammenzulegen, um deren Informationen zu bündeln. Ich kontaktierte die Jungs und stieß bei denen auf breite Zustimmung. Das „Baby“, was bis dahin noch keinen Namen hatte, war geboren!

Jetzt sind wir schon seit Ende 2006 dabei und es macht immer noch wahnsinnig Spaß mit den Jungs. Die Arbeit wird dabei aber nicht weniger. Ha Ha Ha!!!

Das Syndikat: Welche Küste bezeichnest du denn als deinen „Homebreak“?

Börni: Küste ist einfach. Ostsee und Nordsee. Bei Spots wird das schon schwieriger. Local bin ich nirgends. Ist mir aber auch egal! Stehe nicht auf das ganze Local-Gehabe. Als Local hat man die Wellen vor seiner Haustür und kann öfter als ich vor Ort sein und auch einige Sahne-Tage mehr mitnehmen. Trotzdem finde ich, man könnte den Jungs und Mädels, die eine lange Anfahrt auf sich nehmen, ebenso Respekt entgegenbringen, wie einem Local, der bei allen möglichen Conditions „seinen“ Strand surft.

Das Syndikat: Wo in der Welt warst du noch surfen?

Börni: Meine Surfwelt ist bisher Europa. Dänemark besuche ich immer, wenn Wellen laufen und meine Zeit es zulässt. In Holland bin ich auch öfters zu finden, weil die Familie meiner Freundin dort her kommt. Einen Teil meiner Sommerferien bin ich in den letzten Jahren immer in Frankreich und einen anderen Teil in Spanien. Im Frühjahr und Herbst war ich eine zeitlang immer in Portugal. Jetzt geht es solange es die Knetezulässt im Frühjahr nach Fuerte. Im Herbst fahren wir wie du ja weißt wahrscheinlich wieder einmal nach Portugal! Ich freu mich schon so auf die nächsten Trips.

Ich habe aber noch längst nicht alles von Europa gesehen und werde weiter auf der Suche sein! Auch von einer Fernreise schwärme ich schon seit einer langen Zeit. Mal sehen was die Zukunft bringt…

Das Syndikat: Gibt es Lieblingswellen, im Norden oder Weltweit?

Börni: Klaro! In Deutschland „Timme“ und diverse Semi-Secret-Spots im Osten. In Däne nach unserem letzten Syndikats Meeting dort „Bunkers“. In Europa kann ich mich nicht festlegen, habe dort schon viele gute Wellen erlebt. Die bekannten Worldclass-Spots haben leider den Nachteil, dass es dort meist ziemlich voll ist. Ich surfe lieber unbekanntere und somit leerere Wellen. Ich liebe kleine Buchten und gemäßigte Reefbreaks. Mein Traum im Norden ist „Unstad“ in Norwegen.

 

 

Das Syndikat: Was für Boards sind in deinen Quiver?

Börni: Bin grad dabei ihn zu verkleinern und habe Bretter, die ich nicht mehr benutze weggegeben. Am meisten surfe ich noch mein 9’0“ Stewart Hydrohull. Leider hat das Brett schon seine besten Tage hinter sich und ist, seitdem es mir mitsamt des Dachgepäckträgers vom Auto geflogen ist, leicht lädiert. Plane mir zum Sommer ein neues Longie zuzulegen. Ich habe schon Surftechs und Leihbretter von Klaus angetestet. Im Moment habe ich 4-5 Shapes im Auge. Bin mir noch aber noch nicht ganz im Klaren, welches Board es werden wird. Das kommende Brett soll auf jeden Fall ein Stück länger sein.

Immer häufiger surfe ich mein 6’2“er Fatum Giant. Ein Brett, dass man fast in allen Conditions surfen kann, in denen ich das Longboard auch verwenden würde.

Welches Brett ich von den beiden wähle, hängt oft einzig und allein von meiner Stimmung ab.
Darüber hinaus besitze ich jetzt noch ein 6’6“er Shortboard, das ich aber hier oben im Norden kaum verwende, weil ich, im Vergleich, auf meinem 6’2“er mehr Spaß habe. Im Urlaub am Atlantik ist es aber immer mit am Start und wird auch oft, gerade auf Fuerte, aus dem Boardbag gezogen.

Das Syndikat: Welchen Shape bevorzugst du beim Surfen im Norden?

Börni: Longboard, Fish und Egg gehen auf jeden Fall gut!

 

Das Syndikat: Was machst du noch für Sport außer surfen wenn mal keine Wellen sind?

Börni: Aus Zeitmangel treibe ich im Moment Individualsport, wie Schwimmen, Laufen und Longskaten, wobei ich Mannschaftssport liebe. Ich habe lange Volleyball gespielt.

 

 

Das Syndikat: Hast du den Lesern sonst noch was zu sagen? Hier jetzt deine Chance.

Börni: Ich find es super, dass sich in unserer Community immer mehr Leute beteiligen. So hat man oft etwas Neues zum Lesen und Ansehen, sei es nun Blogs, Forumsbeitrage oder Bilder. Nur mit eurer Hilfe bleibt die Seite so lebendig, wie sie ist.
Ihr seid das „Syndikat“!

Nehmt im Forum nicht alles so bierernst!

Habt Spaß im Wasser und setzt nie euer breites Grinsen ab!

 

Das Wichtigste zum Schluss! Gebt mir alle Setwellen!!! ;)

Das Syndikat: Danke für das Interview Börni, wollen wir hoffen dass das Jahr 2009 ein gutes Surfjahr im Norden wird.

 

 

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