jsn 
Jason Richter - Surfphotograf aus Leidenschaft sorgt in der fotocommunity schon seit längerem mit seinen unglaublichen Surfbildern für Furore. Wir haben mal nachgefragt.
 
Kurze Vorstellung, ein paar Worte zu dir (Name, Alter, Wohnort und vielleicht Equipment)
 
Hi,
ich bin Jason Richter, Baujahr 1974 und wohne in Oldenburg ( 30km von Bremen )
Aus Kosten- und Zeitgründen fotografiere ich leider nur noch digital, mit Equipment von Canon, zum Beispiel mit der EOS 1D MK II + EF 100-400 f4,5-5,6 L IS USM.
Da Surf-Fotos ja fast immer auf Längeren Trips entstehen ist digital für mich die klar bessere Wahl, da ich nicht monatelang hochempfindliche Filme durch den Dschungel schleppen kann. Ausserdem bin ich so in der Lage, die Bilder von einer Session direkt am Strand für die Surfer auf CD brennen.
 
Wie bist Du zur Photographie gekommen und wann hast Du angefangen Surfer zu photographieren ?
 
Fotos haben mich schon immer extrem gereitzt. Dass es für Kompaktkameras klare technische Grenzen gibt, musste ich ca 1995 festgeststellen, daraufhin habe ich mir meine erste analoge Spiegelreflex geholt, eine Nikon fm2 mit Motor für Sequenzen und einem Vollformat Fischeye.
Zu der Zeit war ich seit 6 Jahren fanatischer Skater und irgendwie besessen davon, gute Skate-Pix zu machen. In Sachen Konzert-Fotographie habe ich mich damals auch ziemlich ausgelebt.
Surf-Fotos haben mich schon immer fasziniert, irgendwie eine weiterentwicklung meiner Skatebord-Pix mit dem zusätzlichen Luxus Bonus von exotischen Fernreisen ;-)
Meine ersten Surfbilder sind allerdings an der Nordsee entstanden, beim "Soulwave" in Dänemark, 2004 glaube ich. Das fand ich damals so geil, dass ich kurze Zeit später spontan mit meinem Kumpel Rik Fiddicke für 8 Monate Kameraequippment und Surfbretter durch die Weltgeschichte geschleppt habe, um möglichst viele verschiedene Surfspots zu sehen und zu fotografieren. Rik war zu der Zeit noch sehr aktiv als Pro Windsurfer.
Von da an war ich total besessen davon, Surf-Fotos zu machen. Eine gute Zeit, in der ich sehr viel gereist bin.
  
norderney 2 
 Norderney zeigt die Zähne

Reizt es Dich Fotos bei braunem Wasser, schlechtem Licht und Onshore-Wind zu machen wie wir es häufig an der Nordsee haben
oder doch lieber nur blaue perfekte Wasserberge ?
 
Klar reizt mich das, so sahen ja auch meine ersten Bilder aus. Ich Fotografiere zum Beispiel immer noch gerne in Klittmöller, Wijk, oder auf Norderney. Wenn die Chance auf einen vernünftigen Surf-Shot besteht, halte ich auf jeden Fall drauf. Ehrlicherweise muss ich aber doch zugeben, dass sich die "perfekten blauen Wasserberge" zumindest in den attraktiveren Reisegebieten befinden.
Das heisst aber wie gesagt nicht, dass man an der Nordsee keine stylischen Bilder machen kann.
 
 
Im Internet machst Du mit deinen Surf-Photos Furore, warum hast Du noch keine Festanstellung bei einem Surfmag ?
 
Das wäre natürlich ein Traum, ich glaube aber dass der Job eines festangestellten Surffotografen viel zu selten geworden ist. Falls nicht, bewerbe ich mich hiermit ;-)
Durch die Vorteile der digitalen Fotografie ist der weltweite schnelle Zugriff auf gute Surf-Fotos für die Redakteure der Magazine mit Sicherheit auch praktischer und billiger als selber einen Fotografen loszuschicken.
Bis jetzt genieße ich jedenfalls noch den Luxus, Fotos nach meinem Geschmack gestalten zu können und nicht den Wünschen irgendeines Kunden entsprechen zu müssen.

remi
Girls can rip harder 
 
Du bist in letzter Zeit häufiger mit einem Segelboot unterwegs gewesen. Was hat es damit auf sich ?
 
Das "Segelboot" ist eigentlich ein 40 Meter langes Binnenschiff. Es gehört der Jugendhilfe-Einrichtung in der ich arbeite. Einige Monate im Jahr fahre ich mit 3 Jungs im Alter von ca. 16-18 Jahren durch Holland, Belgien und Frankreich. An Bord der GMS "Nora" können die Jungen - die meisten haben schon Knasterfahrung - dann an ihrem Sozialverhalten und anderen Defiziten arbeiten. Arbeit gibt es auf dem Schiff wirklich genug !
 
Was machst Du wenn Du nicht auf der Suche nach dem perfekten Surfshot bist ?
 
Wie schon oben erwähnt arbeite ich seit ca einem Jahr in einer stationären Jugendhilfe-Einrichtung.
 
Was machen Deine eigenen Surfskills ? Was für Bretter hast du?
 
Au weia, meine Surfskills sind mehr als dürftig ! Habe wohl zu viel Zeit hinter der Kamera verbracht. Natürlich gehe ich regelmäßig ins Wasser, es gibt aber für mich definitiv noch eine Menge zu lernen.
Mein erstes eigenes Brett habe ich mir vor 4 Jahren bei dem Faith-21 Shaper in Kapstadt machen lassen, ein 7,6er Mini Malibu. Mittlerweile ist mir das aber zu groß und unhandlich. Für den nächsten Trip muss auf jeden Fall was kleineres her, vielleicht ein Single-Fin.
 
 
Eine perfekte, nicht zu harte, nicht zu grosse Welle, perfektes Licht. Greifst Du zu Kamera oder zum Board ?
 
Die Frage ist leicht. Ich greife ganz klar zur Kamera! Die perfekte, nicht zu harte, nicht zu große Welle kann ich ja auch bei scheiss Licht, Nebel, Regen oder ätzendem onshore Wind surfen. Wenn ich bei perfekten Bedingungen im Wasser wäre, könnte ich eh nur ans Fotografieren denken. Unentspannt aber wahr...
nick 
Wenn das nicht die perfekte Indo-Barrel ist

Du scheust auch nicht davor zurück mit Deiner Cam im hüfftiefen Wasser auf dem Riff rumzuklettern um ein gutes Bild zu bekommen. Wurd es schonmal brenzlig für Dich oder Deine Ausrüstung ?
 
Ich habe mich und mein Urteilsvermögen schon oft überschätzt. Die Klassiker sind da von Felsen gespült, oder auf dem Riff stehend von der Flut überrascht zu werden. Cool sind auch sich plötzlich auftürmende riesen Freak-Sets während du im Boot sitzt und der 15 PS Aussenborder einfach nicht genug Leistung bringt oder stumpf absäuft. Da gab es auch schon Situationen wo ich nur noch die Augen zugekniffen, und ein halb ersticktes "fuck" gekrächtzt habe.
Das mieseste Erlebnis aber hatte ich auf Bali :
Mitte Mai 2007, einen Tag nach Neumond, sitzen wir auf dem Balkon unserer Strandütte in Dreamland, und bereiten uns auf ein geplantes Fotoshooting in Padang Padang vor. Es ist früh am Morgen, ca 1 Stunde vor High Tide, das Wasser ist bedrohlich hoch und die Wellen werden immer grösser.
Plötzlich bäumt sich ein unglaublich fettes Close-Out Set auf, das fast von Balangan nach Bingin ( also den ganzen Strand entlang ) reicht. Keine Ahnung wie gross das Teil war, die Zeitungen schreiben von 5-7 Meter hohen Wellen ( Zitat Bali-Times : "Balis biggest Surf on record" ) ...
Die erste Welle schoss die Fussbodenbretter auf denen wir standen, sowie Stühle und Tische in die Luft und schleuderte uns in eine Bambus-Wand. Eine alte Frau wurde mit dem Stuhl auf dem sie saß vom Balkon gefegt, zum Glück konnten wir sie gerade noch aus den Wellen ziehen und auf die Klippen tragen. Nachdem sogar ganze Dächer und Balkone von den Wellen weggerissen wurden, brach Panik aus, da die immer Näher kommenden Wassermassen uns den einzigen Fluchtweg zu verperren drohten. Irgendwie ist es uns dann doch noch gelungen, alle Menschen sicher auf die Klippen zu geleiten. Von oben mussten wir dann zusehen, wie die Existenzgrundlagen von vielen, vielen Locals zerstört wurden.
 
owen 
Marokko, Anchors going huge

Wohin ging Dein letzter Surftrip ? Wie wars ?
 
Ist schon wieder viel zu lange her - ich habe den letzten Dezember in Marokko verbracht, war sehr entspannt. Wir hatten echt Glück und haben ein paar fette Swells aus der richtigen Richtung abbekommen. Anchor Point und Boilers sind Wellen, die man sehr gut und total easy von den Felsen aus fotografieren kann.
 
Hast Du schon Planungen für Deinen nächsten Trip ?
 
Ja, zum Glück ! Mitte Juli fahre ich mit 6 Jungs aus meiner Wohngruppe nach St. Girons in Süd-Frankreich, das ganze läuft dann als offizielle Ferienfreizeit und wird auch noch bezahlt! Den August über bin ich dann wohl wieder in Indonesien, weil es dort von Faith-21 einen Contest geben wird.
Weiter kann ich jetzt noch nicht denken.
 
 
steve
Solche Shots kriegt man nicht von Land aus

Hast Du Tips für uns Hobby-Fotografen. Wie kriegt man bessere Surfbilder hin ? Welche Kamera ist für den Surf-Fotografen Einsteiger zu empfehlen?

 
Ich würde immer wieder zu Canon greifen !
Wenn man halbwegs vernünftige Bilder machen möchte, sollte man irgendwie versuchen, an 400mm Brennweite zu kommen. Das kann ein lichtstarkes 200er mit 2fach Konverter sein, oder zBsp. das EF 100-400 f4,5-5,6 L IS USM Zoom mit Bildstabilisator. Sigma hat als Fremdhersteller auch einige günstige Lösungen parat. Als Gehäuse empfehle ich je nach Geldbeutelgröße die EOS 30D oder die EOS 40D. Beide haben einen guten Sensor, sicheren Autofokus und eine 1,6fache Brennweitenverlängerung ( aus 400 mm Brennweite werden so angenehme 640 mm ). Wer nicht ganz soviel Kohle ausgeben will, kann sich auch gebrauchtes Equipment holen - möglichst aber nicht von einem Surf-Fotografen ;-)
Am besten fotografiert man früh morgens oder in der Abendsonne, da das Licht dann am angenehmsten wirkt.
Bevor ich loslege beobachte ich einen Spot gerne mehrere Tage. Ich versuche immer, so nah wie möglich an der Welle sein, deswegen ist es wichtig zu wissen, wie sie sich bei den verschiedenen Gezeiten verhält. Ein Tidenkalender ist auch recht hilfreich. Neumond und Vollmond sind gute Zeiten zum fotografieren, da das Wasser dann sehr weit abläuft. Bei vielen Spots kann man dann aufs Riff laufen und sich direkt vor die Welle stellen ( vorsicht, keine Korallen beschädigen ).
Eine andere Möglichkeit ist es, von einem Boot aus zu fotografieren. Der Vorteil liegt darin, dass man eine bessere Perspektive wählen kann. Das Boot sollte klein und wendig sein. Ein Jet Ski geht natürlich auch und gibt noch mehr Style-Punkte!
 
Cheers
Jason
 
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