NORD \ NORDWEST SURF SKATE FILM FEST 2014 – Interview mit Jens Steffenhagen

Am Donnerstag startet das 3. NORD \ NORDWEST SURF SKATE FILM FEST in der Hamburger Botschaft. Wir haben Organisator Jens Steffenhagen befragt, was uns denn dieses Jahr so erwartet:

Das Syndikat: Ihr seid mit dem Festival ja trotz des bereits im letzten Jahr sehr großen Andrangs in der Hamburger Botschaft geblieben. Gibt es denn überhaupt noch Karten oder ist die Hütte seit Wochen ausverkauft?

Jens: Wir sind trotz des großen Ansturms der Hamburger Botschaft mit ihren 100 Sitzplätzen treu geblieben, weil es für uns keine bessere Location in Hamburg gibt. Wir machen lieber ein kleines und feines Festival, ich denke dass entspricht der Szene hier eher als eine beliebige Großveranstaltung. Und nur hier können wir Filme, Live Musik, Ausstellungen und an der Bar schnacken in einem einzigen Raum verbinden. Und das sind die vier Pfeiler des NORD \ NORDWEST FESTIVALS.

In diesem Jahr entwickelt sich die Location sogar für das Festival weiter: Die offene Galerie, die über den Sitzplätzen liegt, wird zum eigenen Art-Floor für die Ausstellungen. Nun haben wir genug Platz, so dass die Besucher vor und zwischen den Vorstellungen Fotos, Boards und Bilder mit einem Bier in der Hand studieren können und sich mit den Künstlern austauschen.

Das Programm ist dieses Jahr umfangreicher: Statt sieben Sessions im letzten Jahr haben wir nun zwölf, denn wir haben alle Wunschfilme auch wirklich bekommen. Also mussten wir den Platz dafür zur Verfügung stellen und freuen uns jetzt auf echtes Festival-Feeling von Nachmittags bis Nachts!

Tickets gibt es ja für 5€ bei allen core Surf- und Skateshops in Hamburg: Wellenreitshop, Hai Q, Mantis und Subvert. ABER: Wir halten für jede Vorstellung 30 Tickets für die Abendkasse zurück, damit jeder auch am gleichen Abend noch reinkommen kann. Wer also kein Ticket im VVK gekauft hat, sollte am besten etwas früher kommen.

Das Syndikat: Deutschland Premieren von Andrew Kidman, Jason Baffa, Nathan Myers und Dan Malloy, dazu Cyrus Sutton und Chris Burkhard bei den International Shorties, damit ist fast schon das komplett Who´s Who der Surffilm Szene vertreten! Wenn man nun das Problem hat und nicht jeden Festival Tag mitnehmen kann, welchen der Filme würdest Du als „must see“ empfehlen?

Jens: Einen einzigen Film herauszupicken ist unmöglich, die Vielfalt ist zu groß. Aber ich stelle einfach mal die Gegensätze dar, vielleicht hilft das als Orientierung:  Wir haben die brillianten Bilder von Rasta und Chris Del Moro im Italien-Epos BELLA VITA - ein Feelgood Movie. Das Gegenteil ist die hyperreale Doku SPLINTERS, die in einem abgelegenen Dorf Papua-Neuguineas spielt. Ein Contest soll entscheiden, wer der beste Surfer des Landes ist. Der Showdown gehört zu den packendsten Sportdramen ever. Dann haben wir mit DEATHBOWL TO DOWNTOWN eine 85-minütige Doku der Geschichte des Skatens in New York City - von den Siebzgern bis heute. Der frühe Mark Gonzales in Brooklyn, die Anfänge von Zoo York, die Ghetto-Spots...

Ich glaube am stolzesten ist unsere Crew auf die Premiere von SPIRIT OF AKASHA. Andrew Kidmans Film ist eine Hommage an den legendären MORING OF THE EARTH (1972) und will die Schönheit des Surfens in seiner simpelsten Form einfangen. So sieht man zum ersten Mal Kelly Slater, Mick Fanning oder Stephanie Gilmore auf Single Fins, kreativ gefilmt und mit einem extra eingespielten Soundtrack vertont. Der für das Genre sicherlich wichtigste Film des Jahres hatte gerade erst Weltpremiere in der Oper von Sydney .

Aus dem deutschsprachigen Raum haben wir den österreichischen THE OLD THE YOUNG AND THE SEA und I WANNA SURF - den ersten schweizer Surffilm, der extrem aufwendig an Spots rund um die Welt gedreht wurde - vom Gebirgsbach bis nach Panama. Das Level der Schweizer ist beeindruckend! Für beide Filme kommen Regisseure bzw. Darsteller zum Festival und freuen sich auf Q&As mit der Nordsurf-Szene.

Dann wären da natürlich noch die INTERNATIONAL SHORTIES inklusive der Premiere von Chris Burkards RUSSIA - THE OUTPOST - einer abgedrehten Reise durch Sibirien. Für die Nordsee-Clip-Battle HOMEGROWN SHORTIES haben wir dieses Jahr Filme aus Dänemark, Schweden, Sylt, Kiel, Norwegen und Holland erhalten und viele der Regisseure werden anwesend sein.

Wie im Vorjahr mixen wir auch wieder Konzerte mit Filmen. So läuft die Deutschlandpremiere von Nathan Myers SE7EN SIGNS nach dem MONACO à GOGO Konzert und die Europapremiere von Dan Malloys SLOW IS FAST nach dem Auftritt von Hanna Lees aus Kalifornien.

Als Fototunes, unseren von einer jammenden Band begleiteten Fotoshows auf der großen Leinwand, haben wir dieses Jahr die 50 besten Nordic-Bilder von MATHIEU TURRIES, dem Chef des Nordic Surfers Magazine und die 50 besten Tropical/France-Bilder von Surfing Europes Alex Laurel am Start.

Aber was rede ich hier so lang: Alle Infos gibt es auch in unserem NORD NORDWEST MAGZIN - gratis an allen VVK Shops oder online zum durchblättern hier: http://nordnordwestsurffilmfest.de

Das Syndikat: Dass Kidman seinen neuen Film nach Sydney gleich hier auf dem NNW-Festival zeigt wundert mich nicht. Genauso wenig dass alle anderen angefragten gleich zugesagt haben. Die wissen halt inzwischen, wo das wirklich wichtige Festival läuft….

Im Ernst: wissen die Filmemacher inzwischen, welche Bedeutung Surfen nun auch an den Randmeeren spielt und wie groß der Pool an potentiell interessierten Leuten ist?

Jens: Ich hab mit Kidman und Jason Baffa im Herbst in San Sebastian gesprochen und beide waren heiß darauf, mal in die Nordsee zu springen, weil ihnen klar ist, dass unsere Szene eine besondere ist. Mittlerweile denken Amis und Australier nicht mehr nur an den Eisbach, wenn sie surfen und Deutschland hören, ihnen ist klar, dass es hier kalte, aber surfbare Wellen gibt.

Das Syndikat: Kriegen die Feedback zum Festival bzw. fragen die auch mal nach?

Jens: Klar fragen sie nach! Und es werden ja auch die Awards vergeben - damit schmückt sich natürlich jeder Filmemacher gern. Chris Malloy hat seinen INTERNATIONAL SHORTY Award letztes Jahr für GROUNDSWELL groß auf Facebook gefeiert, genauso Stephen Jones, dessen NNW AWARD die EL MAR MI ALMA DVD schmückt und  Nathan Oldfield, der den NNO AWARD mit THE HEART & THE SEA bei unserem Festival in Berlin gewann.

Das Syndikat: Und wann können wir das erste Mal mit rotem Teppich, dicht gedrängter Medienmeute und kreischenden Fans vor der Botschaft rechnen?

Jens: Zum Glück nie. Auf Starhype hätte hier ja auch niemand Bock - weder Filmemacher noch wir.

Das Syndikat: Frage zu den Langfilmen: die Werke sind ja inzwischen kamera- und schnitttechnisch ziemlich aufwändig produziert. Weißt du, wie die Jungs das heutzutage umsetzen? Gibt es vorher ein Drehbuch, Storyboard und ähnliches? Werden die Filme relativ strikt auf Grundlage einer Drehplanung innerhalb eines vorhandenen Budgets umgesetzt oder ist das wie früher, dass der Trupp einfach loszieht und danach schaut, wie das Material in einen Kontext gebracht und zu einer Story verarbeitet werden kann?

Jens: Der dramaturgisch ausgefeilteste Film ist wohl BELLA VITA - und trotzdem meinte Baffa, dass er einfach mit Chris Del Moro losgefahren ist, sie sich zwei Monate in Italien niedergelassen haben und abgewartet haben, was ihnen so alles vor die Linse kommt. Auch SPLINTERS oder THE SALT TRAIL sind so entstanden, obwohl sie eine richtige Story erzählen. Am organisiertesten waren wahrscheinlich die Schweizer mit I WANNA SURF!

Das Syndikat: Sind übrigens schon alle Filme bei euch angekommen? Erinnere mich, dass das letztes Jahr teilweise recht knapp war…..

Jens: Stand heute fehlen noch ein paar Shorties - Ha, und der Schweizer Film! Vielleicht war das mit der Organisiertheit der Eidgenossen doch nur ein Klischee…

Das Syndikat: O.K., einer der fehlenden Shorties ist von mir…. Den muss ich jetzt gleich mal fertig schneiden. Daher letzte Frage: Sind die Getränkevorräte ausreichend? Und gibt es wieder Augustiner?

Jens: Das Augustiner kühlt schon durch und der Rum steht bereit!

Das Syndikat: Dann ist ja alles gut! Jens, wir freuen uns auf das Festival und wünschen Euch eine aus den Nähten platzende Botschaft!

Fotos vom 2013er Festival by Tom Riedel