NORD NORDWEST SURF SKATE FILM FEST – Recap
Einmal im Jahr bin auch ich mal wieder mehr als einen Abend auf Piste anstatt auf dem heimischen Sofa zu liegen. Immer wieder im Frühjahr ist das NORD NORDWEST SURF SKATE FILM FEST HAMBURG Anlass und Ausrede um 3 Abende und Nächte am Stück in der Hamburger Botschaft in der Schanze zu verbringen. Dabei rechtfertige ich den Spaß Surffilme zu sehen, selten gesehene Freunde zu treffen und das ein oder andere Bier zu trinken mit den hochseriösen Reporterpflichten, die ich als Syndikatler zu erfüllen habe. Hier nun – ein bisschen durcheinander - meine ganz persönlichen Eindrücke vom Event und den Filmen:
Location Hamburger Botschaft: Klein aber genau der richtige Rahmen. Super entspannte Atmosphäre und die Bar hat neben einer kleinen aber exzellenten Auswahl an Bieren mit den besten Café zu bieten, den ich bisher in Hamburg gefunden habe. Das Ganze auch noch zu sehr moderaten Preisen. Beste Voraussetzungen also, um hier längere Nächte zu überstehen.
Bella Vita undSlow Is Fast: Bella Vita war DER Film, auf den ich mich am meisten gefreut habe. Leider stellte sich heraus, dass ich die amerikanische / kalifornische Sicht von Chris del Moro auf Italien nicht ganz teilen kann. Das war mir ein Stück zu viel heile Welt / Heimatfilmromantik. Aber das scheint bei den Kaliforniern ja zur Zeit ziemlich angesagt zu sein, was man auch sehr gut beim ebenfalls gezeigten Slow Is Fast beobachten konnte. Es ist ja schön – und in unserer High Tech / High Speed / Konsumwelt sicher auch ein wichtiger Gegenentwurf – wenn man seine Küchenmesser mit selbst geschmiedeten Werkzeugen über dem selbst gebauten Öfchen, beheizt mit selbst gepflanztem und gehacktem Holz, in unendlicher Langsamkeit kreiert, aber das Ganze wird nach meinem Geschmack mit etwas zu viel Sendungsbewusstsein als die Welkt rettenden Lebensentwurf präsentiert.
Auf der anderen Seite passte der kalifornische Schmalz dann doch wieder ganz gut zur italienischen Mentalität. Bella Vita ist hervorragend gefilmt und hat inhaltlich auch ein paar ganz starke Parts – die Passagen über die beiden Surf Familien, die bereits über mehrere Generationen hinweg den Sport in Bella Italia betreiben und entwickeln, fand ich ganz exzellent! Ein schwerer Fehler ist Chris del Moro allerdings bei der Auswahl seiner Requisiten unterlaufen. Wenn man einen Film über seine italienischen Wurzeln dreht, sollte man keine Triumpf wählen, um durch die toskanischen Hügel zu cruisen. Eine Moto Guzzi wäre da schon eher angebracht.
Konzert Hanna Leess: Großartige Stimme! Ich bin ja seit einem Irland Trip mit dem Don und einem endlos laufenden Jack Johnson Band absolut allergisch gegen das Singer / Songwriter Genre. Aber in dem Moment, als diese unscheinbare Dame die ersten Akkorde anstimmte, hatte sie den Saal (bis auf Hansi) und auch mich in der Hand. Große Musik, schön reduziert aber voller Kraft. Muss man live sehen oder zumindest mal rein hören (das könnt ihr auf Hanna´s Gesichtsbuchseite machen).
Fototunes Alex Laurel und Matthieu Turries, begleitet von den Lost Boys Deluxe: Großartige Bilder zu super Sound (oder andersrum). Für mich Genuss pur, Slow ist manchmal eben doch Fast.
Splinters: Grandiose Doku über den Stellenwert des Surfens und die Rivalität zweier Surfclubs im Nirgendwo von Papua Neuguinea. Gleichzeitig grandioser Film. Habe noch keinen Surffilm gesehen, der derart viel Spannung aufbaut und eine so stringente und tiefgründige Geschichte erzählt. Wenn man dann noch weiß, dass die Filmcrew aus Adam Pesce, Adam Pesce und Adam Pesce bestand, ist es fast nicht zu glauben, was dabei für ein Meisterwerk entstand. Wenn der Film irgendwo in deiner Nähe läuft, unbedingt rein gehen.
Ausstellung Axel Piperno, Tim Wendrichs, Footloose, Spoe Art und Andres Klammt: Schöner Ort um sich mal aus dem Trubel unten zurückzuziehen. Axels Bilder hätte ich gerne in größer gesehen.
Homegrown Shorties: 10 Filme waren am Start, fast alle auf Kamera- und Schnitt-technisch erstaunlich hohem Niveau. Gewonnen haben völlig überraschend die Holmstroems. Allerdings war für mich der Wettbewerbscharakter in dem Moment vorbei, als bereits bei der Vorstellung des Clips Jubelarien im Publikum ausbrachen. Jungs, ich glaube ihr habt da was falsch verstanden. Es geht eigentlich darum, den besten Film zu machen und nicht so sehr um das beste Neworking.
I Wanna Surf: Sehr speziell alpenländische Doku über die Strategien wellenhungriger Schweizer sich ein Leben als Surfer zu organisieren. Die Welt der Surfer im Süden des deutschsprachigen Raums scheint sich doch sehr von der bei uns im Norden zu unterscheiden. Trotzdem sehr sehenswert, alleine schon wegen der Performance von Alena Ehrenbold in sehr amtlichen portugiesischen Wellen. Spezielle Message des Films an alle Schüler: unterschätzt mal eure Lehrer nicht!
Spirit Of Akasha: Andrew Kidmans neuestes Werk ist mal wieder viel zu lang. Ansonsten wunderbares Surfen in exquisiten Wellen, grandios verfilmt und grandios vertont. Muss doch mal wieder in die Staaten reisen, am besten in einen Bundesstaat, in dem Marihuana legalisiert ist und mir den Film nochmal ganz in Ruhe bei einer Sportlerzigarette reinziehen.
Leider habe ich mich am letzten Abend von Tim dazu verleiten lassen von süddeutschem Bier auf norddeutsches umzusteigen und kann mich daher nicht mehr an alles erinnern. Man sehe mir daher nach, wenn ich in meiner Berichterstattung was ausgelassen habe. Man sehe mir bitte auch nach, wenn ich mal etwas gemeckert habe. Es handelt sich hier um die subjektiven Eindrücke eines nicht mehr ganz jungen Mannes.
Auf jeden Fall freue ich mich schon auf die nächste Ausgabe des NORD NORDWEST SURF SKATE FILM FESTs. 1000 Dank an Jens fürs Ausrichten und Organisieren (und an Philo für den souveränen kombinierten Türsteher – Kasse Job)!
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wieder mal fetter bericht!
Da Johnnie on Mo, 04/07/2014 - 22:35same same
tripmaster on Di, 04/08/2014 - 10:57Hansi, ich hab mich genauso gefreut über das Wiedersehen, wenn schon nicht am Wasser dann wenigstens in der Botschaft. Das nächste Mal haben wir hoffentlich mehr Zeit zum Labern ;=)
Hätte gerne mehr von deinem SA - Trip gehört, nur haben wir dabei leider die Leute beim Konzert der großartigen Hanna Leess gestört.
See ya in Denmark!
P.S.: meinst du den Clip mit dem verzweifelten Schweden in der Holzhütte? Der war großartig!
damit das nicht falsch rüber kommt:
tripmaster on Mo, 04/07/2014 - 19:34ich wollte in meinem Beitrag nicht sagen, dass es der Holmstroem Clip nicht verdient hätte, zu gewinnen.
Mir hat nur nicht gefallen, dass die sehr zahlreich anwesenden Holmstroem Fans bereits vor der ersten Filmsequenz so einen Radau gemacht haben, dass klar war, welcher Film hier gewinnen wird. Theoretisch hat von denen vorher noch keiner den Film gesehen und so entstand zumindest bei mir der Eindruck, dass hier nach dem Buddie Prinzip gevoted wird und nicht danach, wie gut einem der Film gefallen hat.
Top Tom - der
jenss on Mo, 04/07/2014 - 16:19;=)
tripmaster on Mo, 04/07/2014 - 18:20,=)
hier übrigens einer meiner Fav Shorties:
https://vimeo.com/91284753
schönes Ding...
coldwaves on Mo, 04/07/2014 - 20:44...klasse gemacht der Streifen.
Schöner Bericht Tom...
coldwaves on Mo, 04/07/2014 - 15:59...und das nächste Mal komme ich mit der Bahn um dabei zu sein und versuche gar nicht erst einen Parkplatz zu bekommen ;-)