40 grölende Kids und Nachwuchssurfer, ein hölzernes 20 Meter langes Outrigger Boot, ein Jetski, 6 mit Bintangs bezahlte Judges, ein Megafon und eine Weltklasse Welle – mehr braucht man nicht für einen etwas anderen Surf Contest, zumindest nicht auf Nusa Lembongan.

Zielgruppe verfehlt, Geld zum Fenster rausgeschmissen, marketing-mässiger Schuss ins Knie – all das mag wahr sein, warum sollte schliesslich ein kleines, deutsches Surflabel einen Kiddies Contest in Indonesien ausrichten?

Die Idee ist aber nicht so schwer nachvollziehbar: einen Contest zu organisieren, bei dem der Soul und der Spass am Surfen im Vordergrund steht, das Level der Surfer trotzdem verdammt hoch ist und die Surfer ein bisschen Unterstützung nötig haben. Das ist die Grundidee dieses kleinen Contests auf der indonesischen Insel Nusa Lembongan.

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Nusa Lembongan ist eine kleine Insel unweit von Balis Ostküste, die leise im Schatten ihrer grossen Schwester im Indischen Ozean vor sich hin döst. Etwa 6000 Menschen wohnen auf der Insel und leben von ein wenig Tourismus und der Seegras Ernte. Einige Bewohner haben die eineinhalb Stunden lange Fährüberfahrt nach Bali niemals gemacht und haben die Insel somit nie verlassen.

Einer der tiefsten Seegräben der Welt liegt wie eine unsichtbare Barriere zwischen beiden Inseln. Wohl geformte Riffe bieten drei Spots mit mehr oder weniger einladenden Namen wie Playgrounds, Shipwrecks und Lacerations.

Die ersten durchreisenden Surfer hinterliessen auch hier bei den Einheimischen einen bleibenden Eindruck und ein paar alte Boards. Trotz der Angst vieler Hindus vor dem Meer, begannen einige das Surfen auf diesen alten Brettern. Mehr und mehr Locals fanden ihre Leidenschaft im Surfen und mittlerweile steht die dritte Generation von Surfern in den Startlöchern.

Contest Video-Highlights

Vor etwa 7 Jahren hatten ein paar Australier die Idee die Surfer von Nusa Lembongan in einem Team zu vereinen und der Welt zu zeigen welch Potenzial hier schlummert. Das Lembongan Surf Team sollte den Kids die Möglichkeit geben zu Wettkämpfen in Indonesien zu reisen, Lebenserfahrung ausserhalb ihrer Insel zu sammeln und sich gegenseitig innerhalb des Teams zu unterstützen. Seit 2004 wird jährlich ein kleiner Contest auf der Insel veranstaltet in der Hoffnung, dass potenzielle Sponsoren wachgerüttelt werden können.

Dieses Jahr schien die Motivation höher denn je. Knapp 40 Surfer zwischen 10 und 26 Jahren sollten in den Divisions Mini Grommets und Open Men gegeneinander antreten und zeigen, was sie mit einer Weltklasse Welle im Vorgarten so alles gelernt haben. 4 Jungs des Teams werden mittlerweile durch Sponsoren unterstützt und führen innerhalb ihres ersten Contest Jahres die Junior Series Indonesiens an – Beweis genug, welch Potenzial hier schlummert. Alle Hardware Preise des Wettkampfes wie Surfboards, Boardbags und Accessoires sollten an die ersten ungesponsorten Surfer rausgehen, damit sie bei den Kids ankommen, die es am meisten brauchen.

Nach einiger nervenaufreibender Vorbereitungszeit war es Ende August endlich so weit. Ein schöner SW Swell war im Anmarsch, die Kinder hatten Ferien und waren on fire. Am ersten Contest Tag legte das grosse Holzboot mit Surfern, Zuschauern, Judges und reichlich Essen und Trinken an Board ab, um etwa 600 Meter weit draussen an der Riffkante von Shipwrecks zu ankern. Als Water Security wurde kurzerhand ein Jetski klar gemacht, nicht ahnend, dass steuernde Grommets gekoppelt mit PS starkem Jetski eher für ein Armageddon sorgen als für Sicherheit. Das Wassermoped wurde als Spielzeug in jeder Heat Pause hart ran genommen. Die Kids sollten ihren Contest selber über ein Megafon und Mikro moderieren. Anfängliche Schüchternheit wich schnell ausladenden Karaoke Sessions, ganz zur Freude der Zuschauer, die auf dem Boot gefangen waren.

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Gleich in den Vorrunden wurde Vollgas gegeben und die Jungs schenkten sich nichts. Die ersten Runden der Mini Grommets wurden bei Flut gefahren, mit ablaufendem Wasser starteten dann die etwas älteren Bengels und die Welle in Shipwrecks nahm amtliche Ausmasse an und warf perfekte Barrels.

Ich könnte euch jetzt mit trockenem Contest Geschwafel zutexten, dass Pulu schon in der Vorrunde 2 Airs auf einer Welle gesprungen hat, Robot trotz ausgewachsenem Kater 4 Barrels in einem Heat hatte oder Agus aus dem Wasser gerufen werden musste, weil er schon nach 16 Minuten die Anzahl der erlaubten 10 Wellen überschritten hatte. Aber ihr habt die Namen der Jungs eh noch nie gehört. Darum geht es auch gar nicht!

Dies war die Möglichkeit der Jungs zu zeigen, dass sie einiges auf dem Kasten haben, dass ein schickes Brett und saubere Boardshorts noch lange keinen guten Surfer machen und dass es viel Talent auch jenseits Balis gibt. Wenn ein Surfer an seiner Begeisterung, Motivation und seinem Spass im Wasser gemessen werden würde, wären die Jungs von Nusa Lembongan die Weltspitze!

Mehr Bilder vom Contest in der Gallery:

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Text: Rik Fiddicke // Faith21

Bilder: Kim Krismann // Faith21

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