Gabriel Medina flying high

Die Tour lebt...und wie! Das Performance-Level ist sei New York explodiert, nie gab es auf der Tour technisch eindrucksvolleres Surfen zu sehen, die Wellen waren auf allen Stops seit Tahiti gut bis ausserordentlich gut und auch wenn ruhig zwischendurch ein knackiges Riff oder ein krasser Point mal wieder für ein wenig Abwechslung sorgen dürfte, können wir uns über zu wenig Unterhaltung sicher nicht beschweren.

Ein jugendlicher Sieger
Gabriel Medina, heisst der Sieger beim Quik Pro France. Das 17-jähriges Wunderkind aus Brasilien siegte bei seinem erst 2. offiziellen World Tour-Auftritt und deklassierte dabei gleich mal völlig unbeeinruckt im Viertelfinale den bald 11-maligen Weltmeister Kelly Slater. Sensationell für einen Jungen, der erst vor zwei Jahren genau hier in Frankreich beim "King of the Groms"-Contest auf der Bildfläche aufgetaucht ist. Mit der neuen Generation an Brasilianern auf der Tour scheint es nur eine Frage der Zeit bis zu einem brasilianischen Weltmeistertitel. Neben Talent bringen die Jungs auch jede Menge Leidenschaft und Siegeswille mit, sind dabei aber inzwischen meilenweit vom Stereotypen des ewig jede Welle claimenden Surfers mit hässlichem "Stinkbug"-Style entfernt. Contest-Surfen scheint für die Brasilianer auch die einzige Option um Brötchen zu verdienen, ist es doch erstaunlich wie wenig Free-Surf-Videomaterial es von einem Supertalent wie Gabriel Medina gibt, wäre er In den USA oder Australien aufgewachsen hätte er mit Sicherheit schon ein Signature-Movie, ein Signature-Board, und eine Signature-Klopapierrolle und könnte mit Dane Reynolds eine Hippie-Kommune für Millionäre aufmachen.

Generationswechsel
Auch insgesamt kommt es jetzt wohl tatsächlich so langsam zum Generationentausch. Wir werden wohl in Zukunft häufiger Namen wie Julian Wilson, Owen Wright, Gabriel Medina, Alejo Muniz in den Finalrunden sehen während die "Old-Guard" wie Mick Fanning und Joel Parkinson sich langsam dran gewöhnen müssen auch mal bereits in den ersten Runden auszuscheiden. Es hatte den Anschein als wäre das Joel bereits in Trestles klar geworden als Julian Wilson ihm einen krassen Skateboard-Trick mit dem Surfboard vor die Nase knallte, damals hatten die Judges noch Mitleid mit Joel, der den Heat gnädigerweise gewann und im Heat-Interview Julians Move mit einem irren Lachen nur etwas von "i'm a purist" und "this was ugly" stammelte...Hoffnung für die "Old-Dogs" dass es noch nicht ganz vorbei ist gab aber die Performance des ältesten Surfers im Feld, Taylor Knox, der es mit traditionellem Powersurfen in Frankreich bis ins Halbfinale schaffte.

Na ? Wer guckt denn da ab ?? Verschwörung oder reine Ratlosigkeit im Judge-Tower

Verwirrte Judges
Was macht der Pro-Surf-Fan wenn es sowohl an Performance als auch an der Wellenqualität nichts zu meckern gibt ? Genau...er regt sich über das ungerechte Judging auf, manch einer vermutet dahinter böse Absicht oder sogar ein übergerodnetes von der ASP verfasstes Script dessen Inhalt die Judges zu folgen haben. Tatsächlich hinterliess allerding der 3.Runden-Heat zwischen Travis Logie und Taj Burrow einen ziemlich faden Beigeschmack. Das inzwischen obligatorische neue Heat-Analyzer-Tool macht es dem interessierten Hobby-Judge auch sehr einfach jeden Heat bis ins kleinste zu zerpflücken, was die Situation noch verschärft .Tatsächlich sind die Judges aber wahrscheinlich einfach von der Vielzahl der verschiedenen, ständig neuen Manövern völlig überfordert, es ist auch wirklich nicht ganz einfach, denn wie vergleicht man z.B. einen krassen Air gegen 3-4 solide Powerturns, je nach persönlichem Geschmack fällt da das Urteil sicher anders aus. Ein wenig mehr Transparenz sowohl beim Judging als auch bei der ASP im Allgemeinen könnte nicht schaden

1 1/2 Comebacks
Jordy Smith meldet sich nach 2 verpassten Contest aufgrund seiner Rippenverletzung zurück, wirkte anfangs noch etwas eingerostet, aber kam von Heat zu Heat mehr in Fahrt und schaffte es bis ins Halbfinale. Durch den ganzen Owen vs Kelly-Hype geriet etwas in Vergessenheit dass Jordy bis Tahiti das Ranking angeführt hatte, zu Unrecht. Wirklich schade, denn ohne seine Verletzung hätten wir jetzt wahrscheinlich einen spannenden Dreikampf um die Krone.

Dane Reynolds surfte in Frankreich auch seinen ersten CT-Contest des Jahres allerdings wirkte er wenig motiviert und weniger eindrucksvoll mit einem kurzem Aufblitzen seiner surferischen Brillianz aber auch mit der üblichen Schwäche einen Heat nicht smart zu ende surfen zu können. Die Surfers titlelte neulich etwas von "Danes wunderbarem Verhalten", nicht ganz nachvollziehbar was an diesem Rumgeeiere wunderbar sein soll, denn entweder stehen bei diesem Verhalten ein weniger wunderbares massives Problem wie ein Burnout im Hintergrund oder es ist einfach inkonsequent und wirklich antikommerziell ist es erst recht nicht von Quiksilver einen millionenschweren Scheck zu kassieren um seltsame "artsy" T-Shirts und Handtücher zu produzieren und dabei noch eine ganze Generation US-Westküsten-Surfer mit seiner Einstellung zu versauen. Eine grosse, erfolgreiche Contest-Karriere scheint momentan auf jeden Fall nicht in Sicht. Schade für ihn, das Contest-Surfen kann es aber locker verkraften, denn Jungs wie Wilson, Medina, Muniz, Kerr und co. zeigen inzwischen mindestens genauso krasse Moves und stehen diese sogar noch öfter.

Und wieder ein Stück näher an Titel Nr. 11

Ke11y
Kelly ist Titel Nr. 11 wieder ein Stück näher gekommen. Ein Sieg in Trestles gegen Owen Wright, in Frankreich immerhin eine Runde weiter als Owen (Kelly 1/4-Finale aus, Owen aus in Runde 5) sowie ein Totalausfall von Joel Parkinson (Platz 25), der damit aus dem Rennen sein dürfte. Ein komfortabler 10.000 Punkte-Vorsprung sollte bis zum Saisonende locker reichen.

Eurokrise
Contestmässig haben wir als Europäer nicht allzuviel zu lachen. Immerhin haben wir mit Jeremy Flores und Tiago Pires zwei Eisen im Feuer, an der Qualifikationsfront ist aber erstmal nichts in Sicht. Tiago schafft es mit grundsoliem Surfen gerade so auf der Tour zu bleiben (hoffentlich hält der Forecast für Portugal und er kann mal wieder seine Tube-Skills ausspielen). Jeremy hatte sich nach seiner Verletzung trotz ständiger Zerrisse in Surflines Powerrankings gerade so schön in die Top 10 zurückgesurft und sich mit seiner Performance in Tahiti sogar den Respekt der Hawaiianer ersurft inkl. Einladung zum "Eddie" dem wohl prestigeträchtigsten Big-Wave-Contests der Welt, war in Frankreich auch ziemlich gut drauf, gewann seinen Heat in Runde 4, musste aber vorzeitig aus dem Contest aussteigen, da er sich zum Ende des Heats am Knöchel verletzte. Genaue Diagnose noch ungewiss.

Der nächste Contest läuft bereits in den dicken Barrels von Supertubos: Rip Curl Pro Peniche

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... wenn man Jensens glasklare Analysen hat.
Good job mate!