Winterflucht - Teil 1

Nach einem halben Jahr Schufterei über dem Limit und sage und schreibe einem Surftag musste ich jetzt einfach weg. Man ist ja nicht mehr der Jüngste. Eine Kur musste sozusagen her. Nach ein bisschen rumsuchen stieß ich dann auf einen günstigen Flug auf die schwarze Schönheit im kanarischen Archipel. Ich funkte noch Da Cat an, ob er wieder zu seinem obligatorischen Vorweihnachtsaufenthalt da sein würde. Die Nachricht war „ja, und ich würde mich sehr freuen, wenn Du kommst“. Also schloss ich den Buchungsvorgang ab.

Samstag

Kurz nach 8 war ich am Flughafen. Noch keine Leute am Schalter, das Einchecken war eine Sache von 10 Minuten. Allerdings musste ich nun relativ viel Zeit am Gate verbringen und lernte dabei diese etwas skurrilen Raucherboxen schätzen. Kurz vor dem Abflug war dann auf einmal das ganze Rollfeld weiß. Ein deftiger Schneeschauer war durchgezogen, für mich nicht sonderlich überraschend, denn sowas war am Abend vorher in der Tagesschau angekündigt worden.

Leider aber wohl etwas unvorhergesehen für das Management des Hamburger Flughafens. Denn die hatten sage und schreiben zwei Enteisungscrews organisiert, was zur Folge hatte, dass wir erst einmal eine gute Stunde im Flieger saßen, bevor endlich die Tragflächen enteist wurden und wir starten konnten. Aber kann ja auch keiner ahnen, dass es Mitte Dezember schon schneit….

Der Flug war dann easy, mein Gepäck hatte ich auch schnell, mein Board haben sie aber wohl zu schnell ausgeladen, das muss ihnen wohl mal runter gefallen sein. Den Schäden nach zu urteilen, haben sie es bereits beim Landeanflug raus geschmissen. War dann aber alles mit Solarex reparabel.

Schwierig wurde es dann wieder beim Mietwagen abholen. Auch das Management von Goldcar war wohl überrascht worden davon, wie viele Karren sie dann doch vermietet hatten. Auf jeden Fall war die Schlange vor dem mit zwei Leuten besetzten Schalter sehr lang und ich stand da mehr als eine Stunde, bis ich meinen Wagen hatte.

Als ich endlich los kam, war es bereits dunkel. Zum Glück ist das Verkehrsnetz auf der Insel immer noch recht überschaubar und so schaffte ich es dann zügig nach Mala, wo ich bei Da Cat einziehen würde. Den Weg zu der Piste die zu dem Haus führt, fand ich trotz Dunkelheit schon im zweiten Anlauf, obwohl es fast 10 Jahre her ist, dass ich das letzte Mal hier war. Uli hatte bereits ein zwei Gänge Dinner vorbereitet und einen schönen Roten am Tisch stehen. Mein von den Strapazen der Reise erschöpfter Körper ging in Regenerationsmodus.

Sonntag

Morgens gab´s erst einmal ein opulentes Frühstück in Shorts und T-Shirts auf der Terrasse (sorry, das zu erwähnen konnte ich mir jetzt nicht verkneifen), danach ging´s auf die Spotcheckerrunde im Norden. Leider war es hier überall klein und verblasen. Uli zog es daher zurück in unser Häuschen während ich durch das Malpais cruiste und mich langsam Richtung Famara bewegte. Dort hatte es deutlich größere Welle, allerdings auch einen spürbaren Sideshore Wind, die für den Strandabschnitt bei den Bungalows charakteristische, etwas chaotische Strömung und ein paar Surfschulen. Ich beschloss trotzdem nass zu werden und ging ein bisschen Rumrutschen. Dabei stellte ich dann wieder einmal fest, dass ein halbes Jahr nicht surfen nicht die beste Vorbereitung für das Surfen ist. Viel zu schnell hatte ich Oberarme, die umgekehrt proportional zur verbleibenden Paddelpower aufgeblasen waren.

Pause war angesagt. Die verbrachte ich dann in einem sehr netten Cafe in Teguise. Auf dem Weg dahin bin ich noch über einen sehr schrägen Vorgarten gestolpert.

Überhaupt hat Lanzarote ja einiges an Landschaft, Kunst und Kultur zu bieten, die Insel ist viel zu schön, um sie „nur“ auf das Surfen zu reduzieren. Ich werde Euch daher auch vorrangig mit Touri Bildern quälen und nur vereinzelt Surfshots einstreuen. Zumindest so lange der 18 sekunden Swell noch nicht da ist.

Auf dem weg zum Basislager traf ich dann Da Cat und berichtete ihm kurz wie der Swell auf der Westseite war. Da Cat war heiß in´s Wasser zu kommen und so drehte auch ich kurzerhand wieder um und wir machten uns auf den Weg zurück an die Westküste. Beim Rumchecken nach meiner ersten Session hatte ich noch ein paar besser laufende Wellen ein Stück weit hinter den Bungalows gesehen. So fuhren wir dann bis fast ans Ende der Piste und fanden dort unseren privaten Peak. Die Sandbänke hatten dort eine schöne Kante gebildet, über die sich eine nette Rechte schälte. Die Strömung machte es etwas schwierig, die Position zu halten -  vor allem für mich mit meinen Spaghetti Armen – aber Uli hatte Spaß, während ich – typisch für die ersten Surftage nach langer Abstinenz – etwas rum looste.

Mit Sonnenuntergang gingen wir dann vom Wasser und stärkten uns noch kurz in La Caleta für die Rückfahrt zur Casa Marlene.

Montag

Dank der 1 Stunde, die die Kanaren hinter unserer heimischen Zeit hinterher hinken kam ich wieder ziemlich früh aus den Federn. Früh genug für einen superben Sonnenaufgang und eigentlich auchg früh genug für eine Morgensession in Famara (unsere Inselseite war schon wieder vom Wind verblasen). Da aber sogar ich lernfähig bin – übertrieben viele Sessions gleich zu Anfang meines letzten Surftrips vor Jahrhunderten in der Bretagne hatte mir wochenlange Rückenschmerzen beschert – beschloss ich erst wieder spät am Nachmittag unsere Kante aufzusuchen und erst einmal in Ruhe mit Da Cat zu frühstücken.

Danach machte ich den Touri und fuhr die paar Kilometer zum Jardin de Cactus. Die Spanier unter Euch wissen schon was das ist, für die Nicht – Spanier: das heißt Kaktusgarten. Und es ist ein ganz besonderer Garten, denn er wurde von César Manrique gestaltet. Für die Kulturbanausen unter Euch: das ist ein kanarischer Architekt, der schon Anfang der Achtziger und seiner Zeit weit voraus versuchte auf dem Archipel, und insbesondere auf Lanzarote, einen Baustil zu etablieren, der sich organisch in die Landschaft einfügt und möglichst wenig Ressourcen verbraucht. Heraus kamen ein paar zeitlose Gesamtkunstwerke und ein paar Gesetze, die Lanzarote  lange Zeit vor dem brutalen kanarischen Bauwildwuchs verschonten. Leider starb der Mann viel zu früh bei einem etwas mysteriösen Autounfall. Trotzdem hat er genug erschaffen und ermöglicht es mir, in meine Erzählungen zu diesem Trip Unmengen von kulturell wertvollen  Erläuterungen einzustreuen. Auf jeden Fall ist dieser Jardin de Cactus klasse und wenn Ihr mal auf der Insel seid, macht da einen Abstecher hin. Die bizarr geformten Kakteen in Verbindung mit dem schwarzen Lavagestein der Anlage sind wunderbar anzuschauen und es gibt hier auch eine typische Manrique Bar gestaltet aus einheimischen Baumaterialien und garniert mit ein paar Skulpturen und Bildern. Ein bisschen Eighties vielleicht aber wunderbar geeignet um bei einem Cafe Con Leche die Gedanken mal treiben zu lassen.

Nach diesem Labsal für die Seele ging´s zum Mittagessen in die Strandbar von Arrieta. Atun de la Plancha (jaja, politisch nicht korrekt, aber saugut) und Papas Arrugadas gönnte ich mir. Musste ja schließlich meine Speicher auffüllen für die Nachmittagssession. Danach war ich aber so voll, dass ich erst einmal verdauen musste. Damit ich nicht ganz unnütz herumhing schrieb ich an diesem Blog weiter. Uli machte Siesta. Ich vergaß dabei etwas die Zeit und als Uli wieder hoch kam wurde es hektisch. Schon 16 Uhr und wir wollten doch noch an den Strand.

Im Anflug auf Famara sah ich weit draußen am Riff etwas weißes aufleuchten. Das konnte doch nicht sein, es waren doch nur 3 Füße angesagt und an dem Riff da draußen brachen sonst doch nur die dicken Dinger! An unserer Kante von gestern angekommen hatte ich dann Gewissheit. Die 3 Füße waren eher 3 Meter und damit viel zu viel für diesen Beach. Da wir keine Zeit mehr hatten paddelten wir trotzdem raus, ließen uns etwas verprügeln und begnügten uns dann mit Weißwasserrutschen (ich) und Boogieboarden (Uli). Keine Ahnung, wie das morgen werden soll, wenn die prognostizierten 4 bis 5 Füße @ 19 Sekunden hier aufschlagen. Da werden wir doch zum bisher gemiedenen, weil immer überfüllten La Santa fahren müssen. Durch den Nordostwind bleibt leider keine andere Option.

Mas Photos gibt´s hier.

Und hier geht die Geschichte weiter.

Bild von coldwaves

hmmmm...

coldwaves on Do, 12/15/2011 - 11:57

....klingt wie die Bestellung in der Tappasbar ;o)
Ach ja so ein Trip im Winter könnte mir auch mal gefallen.
Richtig gemacht Tom.

Bild von Tim

Muy bueno!!!

Tim on Mi, 12/14/2011 - 15:50

Espero que la próxima parte...

Bild von tripmaster

que bueno

tripmaster on Mi, 12/14/2011 - 19:36

ay chico, hablas espaniol, que bueno!
la segunda parte sera sobre 4 piedras y 19 secundos....
y sobre mareas tambien.
hasta luego
Tom