zu viele Zeugen....

Mein Surfjahr ist schnell zusammengefasst... Nur 2 lausige Ostseesessions waren bisher drin. So geriet beinahe in Vergessenheit, dass ich ja Teil der “Familie” bin und war…So ging ich rechtschaffener Arbeit nach und hatte auch nach Feierabend alle Hände voll zu tun ein ehrliches leben zu führen.

Bis mich Anfang der Woche der DON kontaktierte. “Eh meine Sohn, La Familia brauchte disch...”. Er faselte etwas von den alten Zeiten, dass es doch mal wieder Zeit wurde, dass ich etwas für das Wohl der Organisation beitrug. Von “Wellen eintreiben” war die Rede, dass wir das doch nicht alles den anderen überlassen könnten und uns schliesslich von Gott gegeben ein Teil des Kuchens zustehen würde. Donnerstag sollte ich mich mit ihm früh morgens auf einem dunklen Parkplatz an der A7 treffen.

Da musst Du runter!

Als ich mich zunächst noch etwas zierte und versuchte zu erklären dass ich jetzt ehrlicher Arbeit nachging und mein Chef mich doch brauchte wurde sein Ton schärfer. “Langsam isse meine Geduld mit dir am Ende, meine Freund. Wenn Du nicht mitkommst kannst Du am Freitag an der Timmendorfer Seebrücke schwimmen gehen und dir die Finnen von unten anschauen…”

Ein Nein wurde also nicht akzeptiert. Was blieb mir also anderes übrig als mich Donnerstag früh aus dem Haus zu schleichen und mich auf den Weg gen Norden zu machen. Noch wusste ich nicht welch perfiden Plan der DON ausgeheckt hatte um mich auf elegante Art und Weise zu beseitigen.

Der Don fängt mit dem Schlitzen an.

Kurz nach 7 traf ich auf dem dunklen, verlassenen Parkplatz ein. Ein grosser weisser Lieferwagen wartete dort bereits, davor der DON und sein Handlanger, Tom “the Sniper”. Es wurden nicht viel Worte gewechselt, kurzerhand wurde mir mein Handy abgenommen und ich mitsamt meinem Hab und Gut in den Lieferwagen geworfen und schon fuhren wir weiter gen Norden.

Der Schauplatz des Verbrechens.

Nach knapp 4 Stunden erreichten wir den ersten Spot. Eine andere Gang war dort bereits in Aktion. Sie sind in der Überzahl. Deutlich mehr als ein gutes Dutzend. Massive Wellen hämmerten dort auf die Outside-Bänke ein. Zudem springt dort eine grosse Gruppe Jugendlicher herum, die dort wohl so eine Art Orientierungslauf abhalten. Zu viele Zeugen...

Jens, auf der Flucht

Nächster Spot. Eine hohe Klippe, Eine Straßenwalze, Auch hier massive Wellen. Schön sehen sie schon aus...so langsam schwant mir was der DON vorhat. Es soll wie ein Unfall aussehen. Das perfekte Verbrechen ohne sich selbst die Finger schmutzig zu machen…

Der Don hinerher. Im Hintergrund beleuchtet ein Regenbogen das versuchte Verbrechen.“

Rein Da !!” lautet das Kommando. Da mir die Varianten von einer Strassenwalze überrollt zu werden, oder von einer Klippe zu fallen noch weniger zusagten, bot ich keinen Gegenwehr. Zudem hatte Tom bereits die Waffen gezückt und behielt uns genau im Visier. Kein Enkommen

Fliehe, wenn Du diese linke Hand siehst!

Erstmal rauspaddeln, kein Zuckerschlecken aber ich schaffe es hinter die Impact-Zone. Ich paddle die erste Welle an, mächtiger Wipeout bis auf den Meeresgrund, sollte der Plan des Don tatsächlich aufgehen ? Ich komme wieder an die Oberfläche. Nächste Welle klappt besser, so langsam weicht die Angst der Freude über die grossartigen Wellen. Nachdem ich nach einer langen Session immernoch munter bin wie ein Fisch im Wasser, zugegebenermassen wie ein ziemlich schlapper Fisch hellen sich die Gesichtszüge des DON auf: “Siehst Du meine Sohn, Du biste doch einer vone die uns, einmal Familie, immer Familie”.

So musste dann ein unschuldiger Unbeteiligter dran glauben.

Zur 2. Session geh ich ganz freiwillig rein. Noch grössere Sets hämmern über die Bänke. Anspruchsvoll aber vielleicht ein einmaliges oder zumindest so schnell nicht wiederkehrendes Erlebnis auf der Nordsee, ich bin froh dabei gewesen zu sein.

Zufrieden fährt das wiedervereinte Syndikat nach Hause, aus dem Radio dröhnt laut Pearl Jam: “Yeah I, ooho, I'm still alive”

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