Ein Sommer (Sturm) Traum
Ähnlich wie Börni traute ich meinen Augen kaum, als ich vorletztes Wochenende die Windvorhersagen für die westliche Ostsee sah. Nachdem sich dann herausstellte, dass das kein Fehler in den Rechenmodellen war, war klar, dass ich mir mindestens den Donnerstag freischaufeln musste. Da mir die Option, sich wieder zu den neuen Horizonten aufzumachen wegen zu geringem Zeitbudget und nicht ganz zu beseitigenden Zweifeln daran, dass es um die Jahreszeit tatsächlich so ballern würde, zu riskant erschien, erkor ich Windsurfen an den heimischen Ostseestränden zum Plan A.
Donnerstag früh verließ ich dann Hamburg und steuerte wie immer als erstes den Strand an, an dem es immer offshore bläst. Man weiß ja nie. Doch hier war es flat und da ich dringend auf´s Wasser musste, fuhr ich an den Strand weiter, an dem die Stehsegler ihren „Big Day“ Contest abhalten würden. Da blieb ich fast den ganzen Tag (für die Windsurfer unter euch gibt´s hier ein paar Eindrücke von der Stehsegelaction zu sehen), musste aber feststellen, dass mein kleinstes Segel viel zu groß war und hatte ein bisschen zu viel zu kämpfen und zu wenige Wellen zum shredden. Am späten Nachmittag war ich dann noch nicht wirklich zufrieden und erwog tatsächlich am Schloss zum Wellenreiten zu gehen. Mit dem andauernd kräftigen Windgeballer liefen dort nämlich inzwischen ein paar tatsächlich recht brauchbar aussehende Wellen rein.
Allerdings strömte es wieder ordentlich, die Wellen, die eine ordentliche Form behielten waren recht selten und ein nicht endender Strom an surfenden Kollegen rollte in den eh schon überfüllten Parkplatz. Ich beschloss daher das Risiko einzugehen und machte mich zurück auf Start.
Als ich dort ankam sah ich schon von weitem ein paar bekannt aussehende Fahrzeuge rumstehen und meine Hoffnung auf eine nette kleine Longboard Session zum Abschluss des Tages stieg. Der erst Blick über die Düne zeigte ein paar hübsche aber doch noch recht kleine Wellen und einen ungewöhnlich gut gefüllten Lineup. Aber es sah surfbar aus und so wachste ich mein Longboard und schlüpfte zum dritten Mal an dem Tag in den 4,3er Neo. Auf Booties verzichtete ich trotz meiner bereits von den Steinen am Schloss ordentlich zerschnittenen Fußsohlen.
Ich latschte dann schön über Sand entlang der Holzpflöcke der Buhne raus in den Lineup und platzierte mich nahe des hier schon unter Wasser liegenden Buhnenendes. Da saß ich dann nur kurz bis ein nettes Set rein rollte. Ich saß am tiefsten und exakt richtig, paddelte die gut hüfthohe Welle an und hatte eine ziemlich lange Schulter vor mir liegen. Leider hatte sich auf diese Schulter auch ein Kollege gesnaked. Auf Rumbrüllen hatte ich keinen Bock also fuhr ich einfach weiter und steuerte immer näher an den Kollegen ran, bis dieser dann doch merkte, dass ich auf diese Welle bestehen würde und ausstieg. Ich hatte dann noch ein gutes Stück der Welle für mich alleine und paddelte fröhlich zurück in den Lineup.
Dort saß auch der „Snaker“ bereits wieder und begann mir zu erzählen, dass er ja nicht gewusst hätte, ob ich die Welle auch kriegen würde und nicht wollte dass sie ungesurft durchliefe. Ich unterbrach ihn und sagte ihm, dass alles gut wäre, kein Problem. Letztlich war das ja auch nur eine hüfthohe, wenn auch sauber und relativ lang laufende Ostseewelle gewesen und es war Platz für zwei.
Ich hielt mich dann wieder über der Kante an der Sandbank in freudiger Erwartung auf das nächste größere Set, das dann ab hier wieder brechen würde. Eine Buhne weiter paddelten zwei Longboarder und ein Fotograf raus und spielten ein bisschen Fotostudio. Das war eine Weile nett anzuschauen, doch langsam hatte ich auch mal wieder Bock, selber eine Welle zu surfen. Doch leider hatte der Ostsee entschieden, jetzt kein ähnlich geartetes Set wie vorhin zu schicken und irgendwann wurde es mir zu blöd und ich verpieselte mich in die Inside. Dort griff ich dann noch ein bisschen was ab, aber an die erste Welle kam das alles nicht ran. Kalt wurde es dann auch – die Sonne hatte sich hinter ein paar hartnäckig herum hängende Wolken verzogen und irgendwann meinte mein Körper dann, dass zwei Starkwind Windsurfsessions und eine Surfsession jetzt nun auch genug für ihn seien.
Also ging ich raus, zog mich um und ging noch mal kucken. Natürlich hatte der Swell nun wieder etwas zugelegt. Sehr nett sah nun das aus, was sich an der Kante vor der Hafeneinfahrt abspielte. Natürlich was dort auch Zwanni draußen und hielt seine übernatürliche Paddelausdauer mit langen Rides und sofortigem zurück paddeln in Form. Neben Zwanni, den ich hier immer treffe, wenn was läuft, erkannte ich eigentlich nur Birte, ansonsten waren viele unbekannte Gesichter im Wasser. Darunter einige Frischlinge, die hier offensichtlich ihre ersten grünen Wellen surften und dementsprechend gestoked waren. Hab selten gesehen, dass Ostsee-Rides so gefeiert wurden.
Am Ende kuckte dann noch die Sonne unter den Wolken wieder raus und warf ein irres Licht auf die langsam abnehmenden Wellen. Zeit, nachhause zu fahren, trotz der mittelmäßigen Windsurf Sessions mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Kommt eher selten vor, dass mir ein Surf in der Kieler Bucht den Windsurf Tag rettet. Ist sonst eher umgekehrt.
Hier gibt es noch ein paar Bilder zu sehen.
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wenn's denn...
coldwaves on Do, 07/16/2015 - 05:34...öfter mal so laufen würde.
gegen so ein bis zwei mal
tripmaster on Do, 07/16/2015 - 09:35die Woche hätte ich nix einzuwenden ;=)