Finisterre - das Ende der Welt

Endlich mal wieder die Chance auf ein paar freie Tage. Montag bis Donnerstag war ich daher auf Arbeit extrem motiviert und schaffte trotz des Zwangs ständig die Wellenvorhersagen für halb Europa zu checken in 14 Stunden Schichten so viel weg, dass ich glatt eine Woche abhauen konnte.

Mögliche Reiseziele waren all die Orte, die an einem ordentlichen Meer liegen und sich in maximal 1 1/2 Tagen Fahrzeit ansteuern ließen. Recht früh kristalisierte sich dabei die Bretagne als Best Bet heraus, eie Region, die ich seit 20 Jahren regelmäßig besuche und immer noch liebe. Der Wind sollte hier eine ganze Woche lang aus östlichen richtungen = offshore kommen und Swell war auch angesagt. Für das erste Wochenende waren sogar sensationelle 15 Fuß mit 15 Sekunden Periode angekündigt. Der gleiche Swell sollte ja auch Supertubos und die Gegend um Hossegor heimsuchen, mit dem Unterschied, dass dort der Wind nicht optimal sein sollte.

Donnerstag Nacht machte ich mich dann auf den Weg. Die lange Fahrzeit wollte ich mir mental versüßen, indem ich erwog auf dem Weg in der Normandie noch einen kleinen Abstecher auf die Halbinsel Cotentin zu machen . Allerdings zog sich das Ganze dann doch ziemlich hin und ein fetter Stau bei Caen ließ mich das Vorhaben abblasen. Das erste Mal ans Meer kam ich dann am Mont St. Michel, wo ich eine kurze Pause einlegte.

Timo und Lunda hatte ich vorher ja auch noch überreden können statt des Klassikers nach Biearritz mal einen Ausflug in diese abgelegene Ecke Frankreichs zu machen.

Die beiden waren erst Freitag abend gestartet und brachten mich gegen 21 Uhr mit einer SMS etwas aus dem Konzept. Angeblich sollte der Wind Samstag doch aus Südwest kommen. Ich überlegte noch kurz, ob ich doch erst einmal einen anderen Küstenabschnitt anlaufen sollte, entschied dann aber, mei altes Ziel beizubehalten. Notfalls würde ich halt Windsurfen gehen.

Gegen 23 Uhr war ich dann da, parkte meinen Laster im Hafen und legte mich schlafen. Ich war sehr gespannt, was der nächste Morgen bringen würde.

Um ja nichts zu verpassen hatte ich meinen Wecker auf 7:30 gestellt. Als der dann klingelte stellte ich mit Erstaunen fest, dass es draußen noch stockdunkel war. 1500 km westlich von Hamburg sehen ide Tages- und Nachtzeiten doch etwas anders aus. Zum Glück hatte die Boulangerie aber trotzdem schon auf und ich packte mir etwas von der lokalen Vollwert - Backkunst ein. Frühstücken wollte ich dann am Spot. Dort angekommen stellte ich fest, dass der Wind doch aus Südost wehte, eine sehr gute Richtung für den Spot. Und schon oben an der Steilküste konnte man erkennen, dass der Swell fett war. Richtig fett!

 Außerdem hatte Supertubos anscheinend genug von den vielen Pros und war hier her geflüchtet.

Die Wellen waren an dieser Sandbank super hart am saugen und der junge Mann oben im Bild demonstrierte, wo das enden konnte.

Das beeindruckte mich dann doch etwas und ich beschloss erst einmal eine Nachbarbucht aufzusuchen. Nach 10 Minuten Fahrt kam ich da an und war erst einmal etwas enttäuscht. Die Wellen waren so kleine, dass sich Maik wohl wieder schlafen gelegt hätte ,=). Ich aber wusste, dass mit ansteigender Tide die Wellen größer werden würden und beschloss erst einmal abzuwarten. Bei meinem Spaziergang entlang der Steilküste wurde ich dann aber heftig geschockt, als plötzliche diese Jungs hier auftauchten:

Vor meinem inneren Auge spielten sich sofort grauenvolle Szenen ab als ich mir vorstellte, wie das wohl wäre, wenn 5 SUP-ler, 2 Kajaker und ein Outrigger gleichzeitig auf mich armes auf dem Bauch paddelndes Würstchen zurasen würden.

Doch dann ertönte ein Schuss und die Herrschaften stürzten alle gemeinsam ins Wasser und paddelten wie wild in richtung Horizont.

Später fand ich dann heraus, dass an diesem Wochenende hier Long Distance Paddel Races ausgetragen wurden und an dem Tag das 15km Rennen ausgetragen wurde. Der Kurs führte aus der geschützten Bucht heraus auf die offene See mit dem 15 Fuß Swell und um ein Kap herum. Aus dem Schock über die Paddler wurde dicker Respekt.

Später wurden die Wellen dann tatsächlich größer und ich paddelte raus. Wie so häufig in dieser bucht brachen aber 90% der Wellen auf ganzer Linie closeout und die Session war daher eher mau. Ich gab daher Timo und Linda, die noch knapp eine Stunde von hier entfernt waren den Rat, keine der geschützteren Buchten aufzusuchen sondern gleich an den "richtigen" Strand zu kommen. Denn es blieb nicht mehr allzu viel Zeit für eine Session.

Dort liefen immer noch sehr ordentliche Wellen rein.

Als Timo und Linda dann endlich ankamen blieb noch knapp etwas über eine Stunde Tageslicht. Angesichts der deftigen Wellen konnte man Timos Gesicht ansehen, dass er sich nach 1 1/2 Tagen Autofahren noch nicht so wirklich bereit fühlte da raus zu gehen. Da das aber seine einzige Chance war, an dem Tag noch ins Wasser zu kommen, besiegte er den inneren Schweinehund und paddelte raus.

Den Kollegen hier verpasste er dabei knapp.

Sein mangelndes Wissen über die lokalen Strömungen glich der Don mit seiner jugendlichen Paddelpower aus.

Nach einiger Zeit des Wartens griff sich der Don dann eine mittelgroße Rechte ab, die ewig lang lief. Danach holte er sich die verdiente Huldigung seiner Gattin ab.

Wir feierten dann den Tag bei einem ordentlichen Crepe und Cidre und freuten uns auf das, was kommen würde.

Weitere Berichte folgen.

Bilder des Tages gibt´s hier.

Und zum Abschluß noch Timo´s Welle des Tages. Leider stand der Fotograf unglücklich und konnte so nur den Beginn des Rides festhalten.

Bild von boerni

Grandiose Bilder

boerni on Fr, 10/22/2010 - 21:42

von einem fetten Tag! Chapeau an Timo, der nach seiner Fahrt sich noch die Bomben gegeben hat....

Ich freu mich schon auf die weiteren...

Die Bretagne hat neben schönen Wellen auch landschaftlich und kulturell viel zu bieten.