Der Termin für das Syndikatstreffen 2012 stand schon seit Wochen fest. Ich hatte mir groß auf die Fahne geschrieben, die Vorhersagemodelle zu checken und die besten und schönsten Wellen im Umkreis von 500km um Hamburg herum zu identifizieren. Eigentlich findet sich immer etwas, aber dieses Mal sollte es aus meteorologischer Sicht eine äußerst kniffelige Angelegenheit werden.
Zwei Wochen vor dem Termin kamen die ersten Mittelfristvorhersagen, die aber erfahrungsgemäß noch keine verlässlichen Auskünfte geben konnten. Die Streuung war einfach noch zu groß. Auch zehn Tage vor dem Termin sah die Wetterkarte noch ziemlich chaotisch aus.
Wenn man die Anfangswerte der 10-Tages-Vorhersage nur etwas verändert, entsteht Bandsalat
Für die Woche vor dem Termin kristallisierten sich aber bereits zwei mögliche wellenbringende Wetterlagen heraus. Zum einen rechnete man über der Ostsee mit einem für diese Jahreszeit nicht untypischen Nordostwind, zum anderen lag ein vor der Ostküste Nordamerikas liegendes Tiefdruckgebiet im Fokus des Interesses.
Laaangsam kommt Ordnung ins Chaos
Beide Optionen hatten ihre Reize, standen aber über eine Woche im Voraus gerechnet auf mehr als wackeligen Beinen. Und so kam es, wie es kommen musste. Erst wurde der Nordostwind über der Ostsee weggerechnet, dann verabschiedete sich noch unser Swell-Lieferant über dem Atlantik langsam aber sicher in das numerische Nirvana.
Übrig blieb ein riesiger über Mitteleuropa daherwabernder Kaltlufttrog. Der Wind sollte großräumig gegen den Uhrzeigersinn drum herum wehen. Im Isobarensumpf dieses Ungetüms sollten mehrere Tiefdruckzentren ihr kümmerliches Dasein fristen. Form, Intensität und Lage der Druckgebilde in diesem Trog hingen stark von kleinskaligen, turbulenten Ereignissen wie z.B. Gewittern ab. Die sollte es reichlich geben, daher war die genaue Windverteilung extrem schwierig vorherzusagen und änderte sich quasi mit jedem Modelllauf. Das einzige, was ein Surfwochenende im eigentlich favorisierten Dänemark nun noch hätte retten können, wäre eine Verstärkung des Teiltiefs über Großbritannien gewesen.
Neben dem "Bösen Omega" die zweitschlimmste aller Wetterlagen für den Nordsurfer
Nachdem jedoch auch alle anderen Modelle auf dieses großräumige und äußerst unschöne Gewabere geschwenkt waren, begruben sich allmählich auch die letzten Hoffnungen auf surfbare und fotogene Bedingungen. Die Euphorie sank ins Bodenlose und syndikatsintern wurde bereits über Alternativlösungen diskutiert, als sich plötzlich zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle ein Flautenfenster öffnete.
Die ungeschminkte Wahrheit...
Anfangs hielt sich das Grundinteresse an künstlichen, bzw. künstlich erzeugten Wellen in Grenzen. Je näher der Termin jedoch rückte, desto größer wurde die Einsicht, dass das die wirklich einzig verbliebene Surfoption übers Wochenende sein würde.
Ein paar Sorgenfalten machten sich auf der Stirn breit. Die Qualität dieser Art von Wellen hängt von so vielen Faktoren ab. Würde das Flautenfenster sich halten, oder der Wind zumindest ablandig sein? Was macht der Wassterstand? Fahren bereits die neuen Fähren mit weniger Wasserverdrängung? Wie sind die Sandbänke zur Zeit? Wie ist der Crowdfaktor? Wie ist die Park- und Übernachtungssituation? Wie reagieren die Locals, wenn wir da plötzlich mit sechs Leuten auftauchen? Glücklicherweise gelang mir über ein bekanntes soziales Computernetzwerk die Kontaktaufnahme mit einem der ortsansässigen Surfer. Besten Dank nochmal von unserer Seite für die wirklich wertvollen Tipps!!! Ohne die hätten wir den Trip möglicherweise nicht gewagt.
Eigentlich sollte das Wetter gut werden, aber nun gab es kein Zurück mehr…
Fortsetzung folgt.....
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