Vor einigen Monaten, genauer gesagt im Mai 2011, bei der Hochzeit meines Freundes Markus, sagte er mir am Ende der Feierlichkeiten, dass er demnächst für ein halbes Jahr beruflich nach England müsse. Da es schon diverse Köstlichkeiten in Form von Drinks gab, sagte ich in meiner Euphorie sofort, ich werde ihn besuchen: „England, Wales, cool, da kann man doch surfen…“ oder so in der Art brachte ich mit gefühlten 2,5 Promille raus… Die Freude war groß! Leider vergaß ich irgendwie die Idee, bis ich zwei Monate noch einmal daran dachte – ich schrieb Markus sofort eine E-Mail, erinnerte an unser Gespräch und buchte einen Tag später den Flug nach Manchester, allerdings für Oktober, da zu diesem Zeitpunkt die Wellen normalerweise gut werden und ich mir verbliebene Urlaubstage bei der Arbeit einräumen konnte.
Wir recherchierten zwischendurch nach geeigneten Surfspots in Wales, bis ein Arbeitskollege von Markus ihm empfahl, lieber eine längere Autofahrt auf sich zu nehmen und lieber nach Cornwall zu fahren, da es dort mehr Garantie auf schönes Wetter und bessere Wellen gibt. Gesagt, getan, also fahren wir im Oktober nach Cornwall…
Nach langer Zeit des Wartens war ich Reif für die Insel und endlich der Tag der Abreise. Ich schaute noch kurz auf die Wellenvorhersage und was ich da sah, haute mich fast vom Hocker: 2-4 Fuß Wellen und Offshore für mindestens 4 Tage! Sollten wir einen perfekten Surf erleben?
Alles gepackt, schnell mit dem Board durch die U-Bahn bis zum Flughafen und ab ging´s! Markus holte mich vom Flughafen in Manchester ab, dann ging´s zu ihm nach Hause und dann erst einmal ins Pub. Nach einer nicht allzu langen, aber doch sehr intensiven Nacht mit jeder Menge Bier und Shots fuhren wir den nächsten Tag zeitig los, um die 500 km nach Newquay zu fahren, wo wir ein Hostel gebucht hatten. Nach einer halben Stunde musste ich mich jedoch am Straßenrand zu einer Pause zwingen – die Nacht zuvor hatte doch deutliche Spuren hinterlassen…
Nach einer sonst entspannten Fahrt kamen wir endlich in Newquay an: Palmen am Straßenrand, tolles Hostel und nach dem ersten Spotcheck gings auch sofort ins Wasser – wir konnten uns kaum vor Freude beherrschen, die Wellen waren erste Sahne!! … Ich konnte es nicht fassen, nach einer endlosen, monatelangen ungesurften Zeit im Line Up zu sitzen und die ersten Wellen zu scoren…ein Glücksgefühl ohnegleichen überkam mich, als ich die sauberen Sets heranrollen sah, die Aufregung stieg ins Unermessliche…
Nach erster Session und völlig stoked zurück ins Hostel, verbrachten wir mal wieder einen Abend im Pub, Live-Musik vom feinsten rundete den Abend ab.
Für den nächsten Tag war Sonne, 2-3 Fuß und Offshore angesagt! An einem Spot, der zu Fuß nur ca. 5 Minuten entfernt und direkt in der Stadt war, waren die Bedingungen mal wieder großartig, etwas kleiner als am Vortag, aber leider viele Leute im Wasser. Es war allerdings kein Problem, die Lokals waren sehr nett und freundlich, haben die Vorzüge von Newquay im Herbst zum Sommer erklärt und zusammen hatten alle eine schöne Zeit im Wasser! Nach ca. 6 Stunden im Wasser war ich wirklich erledigt und überlegte, wie ich mit meinen geschundenen Armen zurück zum Strand sollte, an einen Takeoff war kaum noch zu denken. Eine letzte Welle des Tages, einen Sonnenuntergang hinter den Klippen und es war schon fast kitschig, wie die Kulisse aussah… Mit einem Grinsen bis zu den Ohren gings zurück zum Hostel – ich war überglücklich.
Kurze Zwischenstory am Rande: beim Frühstück redeten Markus und ich über den grandiosen Film „Bang Boom Bang“ und die Szene, wie Kampmanns Sohn Mark die Auszubildende angräbt… und dann am Abend, mal wieder im Pub, läuft uns doch tatsächlich Christian Kahrmann, der Darsteller über den Weg! Er drehte für einen öffentlich rechtlichen Sender in Cornwall, naja, ich hoffe nicht für einen Schnulzenfilm! Kuriose Begegnung…
Der Wellen am Sonntag waren kleiner, aber lange Pausen zwischen den Sets und 1-1,5 Fuß Wellen waren genau das richtige für einen erholsamen Tag mit leichtem Kater und dem beschriebenen Samstag zuvor. Nachmittags waren fast keine Wellen mehr zu sehen, weshalb ich mir eine Auszeit gönnte, Markus scorte ein paar kleine Wellen mit seinem 8.0er Board.
Der letzte Tag sollte uns noch einmal beglücken. Der Morgen mit dem ersten Blick aus dem Fenster begrüßte uns jedoch mit strömendem Dauerregen. Die Stimmung war etwas betrübt, da wir nur noch einen halben Tag hatten und unsere Ansprüche durch die Topbedingungen der letzten 3 Tage doch etwas gestiegen waren. Boards geholt, Neo geschnappt und ab an den Strand. Beim ersten Blick von den Klippen sahen wir Wellen, die größer waren, als an den letzten Tagen und die Aufregung und das Herzklopfen kam erneut…
Der Neo war noch nicht ganz trocken und somit ging es etwas fröstelnd ins Wasser. Beim Rauspaddeln war ich doch schon sehr nervös, da die Wellen teilweise doch ein ganzes Stück größer als Kopfhoch waren… Zwischen zwei Sets fast mit trockenen Haaren rausgepaddelt, wartete ich hinter den Wellen auf ein etwas kleineres Set und bekam dann meine erste Welle, die mit ihrer stattlichen Größe meinen Adrenalinspiegel in die Höhe schießen ließ! Danach traf ich eine lokale Surferin, mir der ich vorher Bekanntschaft gemacht hatte und so surften wir drei den ganzen Morgen mit einer handvoll Leute im strömenden Regen Wellen erster Klasse. Es war wie in Jack Johnsons Klassiker „Thicker than water“…. Völlige Ruhe, nur der Regen und zwischendurch das Donnern der Wellen war zu hören. Oder wie ein Local sagte: „It´s so f****** peaceful!“ Ich stimmte ihm grinsend zu! Zu allem Überfluss sahen wir noch den berühmten Seehund Newquays, der im Wasser ebenfalls seinen Spaß hatte!
Nach unserer letzten Session des Trips war noch eine Runde shoppen angesagt und leckeres Essen in einem uns empfohlenen Cafe!
Die Rückfahrt in Richtung Manchester verlief ohne besondere Vorfälle und so vielen wir kaputt in die Koje. Ganz so glücklich war ich jedoch nicht mehr zu 100%, da wir nach einer siebenstündigen Autofahrt bemerkten, dass ich unsere neu gekauften Klamotten und Schuhe bei aller Euphorie am Straßenrand stehen gelassen hatte… Shit happens. Die letzten Tage waren unbezahlbar und deswegen wollte ich mich nicht über verlorene materiellen Dinge aufregen.
Beim Rückflug war ich dann doch übermäßig zufrieden, einen Kurztrip mit derartig perfekten Bedingungen und einem guten Freund erleben zu dürfen. Diese fünf Tage fühlten sich an wie zwei Wochen Urlaub…
Und da bleibt eigentlich nur noch eins - wie unsere Mütter zu sagen pflegen: „Cornwall?! Cornwall ist schön…!“
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Schön geschrieben ! Das weckt
Lia on Do, 06/21/2012 - 14:40ja...
coldwaves on Mi, 02/15/2012 - 07:34...da kommt Sehnsucht auf.
Ich...
boerni on Di, 02/14/2012 - 23:15will auch!
England
Nili on Sa, 02/04/2012 - 19:21