Drucken

Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.
1 Stunde 1 Tag 1 Woche 1 Monat Immer
Einloggen mit Benutzername, Passwort und Sitzungslänge

[thore]

Hab die letzten 2 Monate den Mittagsschlaf der Kleinen genutzt und gebastelt.

Herausgekommen ist ein ansehnliches 8'5'' Ostseebrett.

Bauweise: Chambered, inspiriert von: https://www.youtube.com/watch?v=Ps0djkfmhEM

Hat wer Interesse an Fotos vom Bau und Berichten? Oder wäre ein Blog eher angebracht? Würde mich auch über alle möglichen Verbesserungsvorschläge und Ideen fürs nächste Brett freuen und sowas auch gerne ausdiskutieren .

[niler]

klar mach mal ! mich würde es freuen 
sieht schick aus

greetz

[amoc]

Ja bitte! Unbedingt mehr davon!!

VG, Andi

[thore]

Alles klar, dann wollen wir mal!

Die Wahl des Holzes war recht einfach. Es musste leicht sein!

Balsa ist schwer in anständigen Größen zu bekommen. Das nächst leichtere ist Paulownia, was zwar etwa doppelt so schwer, dafür aber auch viel härter als Balsa ist. Dadurch brauch das Brett am Ende auch nicht geglasst, sonder nur versiegelt werden.

Paulownia gibts, soweit ich weiß nur im Bauhaus in Platten von 2,2m Länge und 18mm Dicke. Hat vielleicht jemand noch ne andere Bezugsquelle? Die Maße sind ja nicht gerade Ideal, wenn man Bretter bauen will, die länger als 2,2m sein sollen.



Ich habe als erstes immer zwei Bretter aufeinander geleimt, um
   1.) aus 2,2m Brettern ein 2,55m Brett zu bekommen
   2.) um später weniger Arbeitsschritte zu haben. Über die Breite müsste ich 32 einzelne Bretter á        18mm zusägen und verleimen. Dann doch lieber 16 x 36mm

Hier die Verleimung in der patentierten Spezial-Verpressungsstation





Jetzt hatte ich also 3 Bretter á 2550mm x 500mm x 36mm

In BoardCAD hatte ich das Brett entworfen, sodass ich relativ einfach Schablonen für Rocker und Outline aus Hartfaserplatten basteln konnte. Einfach alle 20cm ein Punkt eingezeichnet dann gestrakt und mit der Stichsäge ausgesägt.

Die Rockerschablone dann 16mal auf die Bretter übertragen.




Und ran an die Stichsäge!!!




Das ist ne grausame Strafarbeit! Da wünscht man sich jede Sekunde ne Bandsäge
Die ersten Rocker sind fertig! Rechts liegt schon der Stringer auf der Presse




Alle beisammen! Schon beim Aufzeichen hab ich darauf geachtet dünnere für die Rails zu machen, damit ich später beim shapen nicht so viel hobeln muss.




So. Morgen gehts weiter. Gute Nacht!

[niler]

klasse, bin gespannt wie es weiter geht!
das wäre auch echt was für mich! spiele schon lange mit dem gedanken ein brett zu machen und diese bau art gefällt mir ganz gut
woran es bisher gescheitert ist ,ist das ich absulute bedenken hab was den shape angeht.
denke nicht das es ein problem ist ein board zu bauen welches gut und nach nem surfbrett aussieht, aber das es dann auch funktioniert wie es soll sprich die richtigen rails und konkaven zu machen ....
würde mir gerne sone baked potato nachbauen .
ich bleib drann

greetz

[thore]

Letztendlich ist es gar nicht so wichtig den perfekten Shape zu finden denk ich. Spaß hat man mit jedem Brett! Besonders wenn es selbst gebaut ist. Du fährst ja wahrscheinlich nicht soo high-performance-mäßig, dass du jeden kleinen Unterschied merkst. Das Brett wird wahrscheinlich sowieso ein bisschen zu schwer, nicht 100% symmetrisch und so weiter... aber fahren wird es! Du kannst dich ja an dem Baked Potato aus dem Shop orientieren. Mal unauffällig ne Wasserwaage über die Concave halten Dann kannst du ja gar nicht mehr so viel falsch machen. Outline und Rocker gibts ja als Foto im Netz.

[niler]

Ja da magst wohl recht haben ! Bin auf jedenfall angefixt
Letz do it
Zeig dann bitte noch mehr

[thore]

Hier kommt mehr!

Die Rocker hab ich von den Rails aus nach innen mit je 2 Schrauben immer einen an den nächsten geschraubt, sodass sich zwei Hälften ergeben. Dabei darauf achten, dass die Schrauben nicht da sitzen, wo später die Stege zwischen Deck und Bottom, die Finnen oder die Rails sind. Es hilft, sich die Outline schon mal auf die nebeneinander gelegten Rocker zu zeichnen.



Den Stringer an einen der mittleren Rocker geleimt



Dann die Hälften mit ein paar Tropfen Leim aneinander und fertig ist der Blank!




Einmal rum und man ahnt, was es werden soll. Das shapen ist ja eigentlich der gleiche Prozess wie beim Schaumkern. Das Holz ist natürlich etwas härter, aber kein Problem für den E-Hobel.



Los gehts!





Einmal grob mit der Flex geschliffen. Dabei selbstverständlich höllisch aufgepasst keine Macken reinzumachen!



Der flache Ostseeschwabbelrocker



An diesem Punkt hat man das Gefühl fast fertig zu sein - wenn das Ding doch nur nicht so schwer wäre! Also...

KNACK!

[Svenson]

Das ist wirklich mal eine gute Sache. Vor allem scheint es ja nicht sonderlich kompliziert zu sein. Ich konnte dein Board ja auf dem Parklatz kurz beäugen, echt ein tolles Ergebnis bei rumgekommen. Was wiegt das gute Stück denn im fertigen Zustand?

[thore]

Viel zu viel! Hab mich noch nicht getraut zu wiegen  Werde ich dann wohl gleich mal machen. Es ist definitiv schwerer als ein konventionelles Brett. Man könnte sagen, das Gewicht kommt der Laufruhe zugute !
Das nächste wird hoffentlich deutlich leichter. Z.B. indem ich Deck und Boden 8mm statt 10mm dick mache. Langsam rantasten, bis eins bricht...

[thore]

8,7 kg mit Leash und Finnen. Geht fast noch, oder?

[Svenson]

Klingt jetzt nicht extrem schwer für die Größe. Und auf dem Wasser sah es auch so aus, dass dein Shape funktioniert. ;-)

[thore]

Wenn die Schrauben raus sind hat man ein wunderschönes Puzzle - und die ein oder andere nette Stunde mit der Stichsäge vor sich.



Chamber anzeichnen. Ich hab ca 10mm Stärke stehen lassen. Da muss man wahrscheinlich ne Weile experimentieren zwischen möglichst leicht und andererseits genug Dicke um nicht durchs Deck einzubrechen. (Und die Fläche mit der die einzelnen Rocker am Ende verleimt werden wird natürlich auch kleiner. Hatte am Anfang ein bisschen Schiss, dass mir das Brett längs durchbrechen könnte.)



Die Ecken gebohrt.



Und der erste Rocker ist gechambered. Liegt wahnsinnig leicht in der Hand.



Nach und nach wächst jetzt das Board. Dauert aber ne Weile bis der Leim getrocknet ist. Zwischendurch ist mehr als genug Zeit zum sägen. Vielleicht kann man statt wasserfestem Ponal auch die (nicht wasserfeste) Express-Version nehmen. Wird ja am Ende eh mit Epoxy beschichtet, sodass kein Wasser ans Holz kommt.
Auch die Verpressung lässt sich noch optimieren. Kommt die Presskraft nur leicht von der Seite, verschieben sich die Rocker schnell. (in dem Bild ist der obere etwas nach hinten gerutscht.) Es kann passieren, dass man nach ner Stunde in die Werkstatt kommt, die Teile haben sich in Zeitlupe verschoben und der Leim ist trocken! Da muss man ganz schön aufpassen. Vor allem aber die Zwingen immer genau senkrecht anbringen!



Ab und zu mit dem Finger drübergehen erspart es einem später die Tropfen und Nasen weg zu schleifen.



Hier erkennt man, dass ich die Stege versetzt stehen lassen hab. Dadurch gibt es keine zu großen Schwachpunkte(nicht unterstützte Strecken) in Deck und Boden.



Im nächsten Bild kann man sehen, dass ich Material an der Stelle stehen lassen hab, an der später die Löcher für die Finplugs gefräst werden sollen. (leichte Schraffur zu sehen)



Jetzt fehlen nur noch die Rails! Die hab ich nicht ausgehöhlt, das schien mir zu viel Aufwand im Verhältnis zum Gewichtsvorteil.
Um die Rails zu verpressen, hab ich mir kleine Holzstückchen mit der Rundung der Rails ausgesägt,und um die Rails gelegt.

Was könnte man denn bloß als Glücksbringer reinpacken??? 



Dann noch schleifen und schon siehts aus wie 10 Arbeitsstunden zuvor

Dafür aber deutlich leichter!

[thore]

Dann will ich endlich mal weitermachen!

Im großen und ganzen hat das Verleimen gut geklappt. Im Mittelteil sind überhaupt keine Lücken entstanden. Alles ist sauber verpresst



Probleme machten dagegen die Stellen vorne und hinten an denen die Platten aneinander stoßen. An den Stößen waren meine ganz zu Beginn aufeinander geleimten Platten wohl unterschiedlich dick. zur Erinnerung hier nochmal das Bild vom Anfang



Die Auswirkungen sind dann folgende



Die Löcher hab ich so gut es ging mit Leim und Späne gefüllt. Den ganzen Nerv hätte ich definitiv nicht gehabt, wenn es im Bauhaus 2,6m Bretter geben würde. Dann mit der Oberfräse die Löcher für die Leash- und Finplugs gefräst. Die Plugs hab ich angehalten und drumrum gezeichnet. Bis auf die Geraden von der Center hab ich das Freihand gemacht.



Die erste Schicht Epoxy macht sich dann wunderschön auf dem Brett. Die Maserung kommt viel stärker raus. Die erste Schicht zieht zu einem Großteil ins Holz ein und härtet es noch extra aus. Aber das Harz sorgt eben auch dafür, dass sich die Fasern des Holzes aufstellen und die Oberfläche alles andere als glatt ist. Also später nochmal schleifen und ne 2te Schicht drauf.



Die Finnen hab ich gleich mit reingemacht bevor ich das ganze Brett eingepinselt hab. Irgendwie muss die Finbox aber ein Leck gehabt haben, sodass sie auch innen vollgelaufen ist. Zum Glück hatte ich schon die Finne drinne Und auch in der richtigen Position. Jetzt kann ich die Finne zwar nicht tauschen, aber immer noch besser als ein Twinfin! Die Box hab ich dann aufgefüllt. Auf dem nächsten Bild ist das Brett schon wieder abgeschliffen und bereit für das Finish.



Man sieht hier schon Vertiefungen oder Dellen in der Oberfläche, in die das Schleifpapier nicht rein gekommen ist. Könnte es sein, dass das Harz an manchen Stellen schneller ins Holz eingezogen ist? Oder war es zu dickflüssig? Habe die erste Schicht gar nicht verdünnt.



Egal, weiter gehts: Zweite Schicht rauf und es sieht wieder schön aus. Dieses mal habe ich das Harz etwas verdünnt, damit es sich besser gleichmäßig verteilt und die ganze Schicht nicht so dick wird.



Das Ganze sieht jetzt wieder recht edel aus



Jetzt war die Frage: Schleifen oder nicht schleifen? Ungeschliffen sieht schöner aus. Geschliffen fasst es sich aber tausendmal besser an. Irgendwie weicher und nicht so lackig-klebrig... halt eher wie ein "echtes" Surfboard. Hab mich dann fürs Schleifen entschieden. Über 120er bis 240er Körnung gekommen, dann war ich an zwei Stellen aufs blanke Holz durch.
Hätte gerne noch feiner geschliffen, aber noch mehr blanke Stellen wollte ich nicht riskieren. Auch die Stellen nochmal mit Harz über zu pinseln und dann eben zu schleifen ist eher Verschlimmbesserung. Man kann danach nicht mehr schleifen, ohne an benachbarten Stellen wieder aufs Holz zu kommen. Hab es letztendlich mit Harz bestrichen und dann nicht mehr geschliffen. Ist nicht so schön, aber es funktioniert und ich krieg keinen Nervenzusammenbruch mehr und das Brett ist endlich FERTIG!

2 Testfahrten habe ich bis jetzt unternehmen können. Am Anfang fand ich es ganz schön schwerfällig und schlecht durch die Turns zu kriegen. Das liegt sicherlich zum einen an dem stattlichen Gewicht, zum anderen aber auch an dem Shape. Kaum Rocker und ne relativ gerade Outline.
Inzwischen hab ich raus, dass ich mich auf dem Brett mehr bewegen muss. Beim Takeoff weit nach hinten stellen um den Bottomturn rum zu kriegen, dann erstmal an der Wall schnell nach vorne und ab gehts. Fährt dann wie auf Schienen und man kann fast bis an die Spitze spazieren. Wir mal Zeit sich den Cross Step anzueignen. Tipps Anyone?
Was der Shape aber auch mit sich bringt, und was ja auch der Plan für ein Ostseebrett war, sind die enorm guten Gleiteigenschaften. Man kriegt jede Welle und fährt wie von Zauberhand weiter, selbst wenn man den Fitzelrest Welle unter sich schon nicht mehr mit bloßem Auge erkennen kann!

Ist ein tolles Brett, wenn man sich erstmal dran gewöhnt hat. Das Bauen hat Spaß gemacht und mit 50 Arbeitsstunden war ich noch ganz gut dabei denk ich. Vielleicht kommt ja bald noch ein Brett nach...

[Börni]

Tolle Beschreibung! Vielen Dank für deine Mühe! Was hattest du für Ausgaben?