Auch wenn es Äpfel und Birnen sind, aber ich vergleiche die "SUP vs klassisches Wellenreiten - Problematik" gerne mit den 90ern. Ich war noch Windsurfer, als plötzlich die Kitemania ins Land sickerte. Erst waren es ein bis zwei Kiter an meinem Homespot in WHV. Eine Saison später sah man bei gutem Wind nur noch Schirme am Himmel und an Windsurfen war kaum noch zu denken. Die Jungs und Mädels flogen mir förmlich nur noch so um die Ohren und hatten ihr Equipment dabei mehr oder weniger im Griff. Mir war das von Anfang an zu gefährlich, weil zu unkontrolliert. Als dann eine gute Bekannte von mir auf Höhe des zweiten Stockwerkes des
Helgolandhauses in der Fassade landete und wie durch ein Wunder überlebte, war für mich klar, dass ich diesen Sport nie ausüben werde. Diskutiert wurde viel. Wer sich vom Kitefieber anstecken ließ, wurde es in der Regel nicht mehr los. Die Hardcoregegner schieben auch heute noch einen Dauerhass gegen die Teebeutelfraktion. Dennoch, in den Folgejahren kam das Kiten immer mehr in Mode, und überollte das Windsurfen in einigen Gegenden sogar komplett. Heute ist in WHV nach wie vor kaum jemand mehr am Windsurfen interessiert.
So, was hat das ganze jetzt mit SUP vs Wellenreiten zu tun? Meiner Meinung nach Einiges. Genau wie man zum Kiten ein bestimmtes Areal bevorzugt, braucht man als gemeiner SUPpenkasper eine möglichst ruhige Wasseroberfläche und Wellen, die eine gewisse Charakteristik aufweisen. Genau wie beim Kiten und Windsurfen gibt es auch beim SUP und Wellenreiten Schnittmengen, in denen beide Spezies aufeinandertreffen. Je nach Bedingung ist entweder die eine oder die andere Spezies dominant. (Ähnliches erkennt man im Übrigen auch, wenn man sich alleine auf das Wellenreiten beschränkt, und bestimmte Boardtypen miteinander vergleicht - z.B. Shortboard vs Longboard.) Gerade in den letzten Jahren hat die SUP-Geschichte diverse Evolutionsstufen durchwandert und hat sich dadurch mehr und mehr dem klassischen Wellenreiten angeglichen. Demnach sind in diesem Fall die Schnittmengen immer größer geworden, weil sich auf bestimmten SUPpenschüsseln, guter und erfahrener SUPler vorausgesetzt, immer mehr Wellentypen surfen lassen. Auf der anderen Seite haben die SUPler in Dänemark mittlerweile diverse Areale mehr oder weniger komplett für sich entdeckt. Wo früher klassisches Wellenreiten wenn dann nur mit 9'+ Sinn machte, steht sich heute der Jesuitenorden einen Wolf. Das ist natürlich gerade für mich als Longboarder bedauerlich. Tja, nun werden die SUPpenschüsseln immer kleiner und "shortboardiger", der experimentierfreudige SUPler immer besser und der gemeine Nordsurfer schaut dabei immer gelackmeierter aus der Wäsche, weil er sich seiner Existenz bedroht sieht - völlig unnötig, wie ich finde.
Ich glaube, wir müssen uns einfach damit arrangieren, dass gewisse Surfspots auch in unserem Dailysurf-Dunstkreis für unbestimmte Zeit schlichtweg zugeSUPpt sind - Charles Darwin hatte da glaube ich mal was herausgefunden. Da wo die Bedingungen sowohl das klassische Wellenreiten als auch das SUPpen zulassen, sollten sich beide Spezies respektieren und sich nicht unnötig in die Quere kommen. Damals mit den Kitern und Windsurfern hat es auch erst Stress gegeben, heute existiert ein respektvolleres Miteinander. Das gleiche gilt natürlich auch an Spots, wo an einem und dem selben Tag gekitet, windgesurft, wellengereitet und geSUPpt wird - naja, wer da freiwillig ins Wasser geht und sich nachher aufregt, sollte sich mal an die eigene Nase fassen. Bei meinen regelmäßigen Touren an die dänische Nordseeküste offenbaren sich immer wieder genügend Spots, die sich weit ausserhalb jeglicher Schnittmengen befinden, und wo ich bislang meistens alleine Wellenreiten war und - sobald es meine Gesundheit wieder zulässt - sicherlich auch wieder in aller Ruhe Wellenreiten und sogar SUPpen werde.