Wie geil war das denn???
Schon seit ein paar Tagen hatte ich beim Studium der Wetter- und Wellenvorhersage einen Kaltlufttropfen, der mehr oder weniger intensiv über dem westlichen Mittelmeer gerechnet wurde, im Auge. Davon ausgehend sollte eine kräftige nordwestliche Strömung kanalisiert und beschleunigt durch die Pyrenäen und durch das Rhonetal auf das Mittelmeer geschickt werden. Ein paar hundert Kilometer über dem tiefen Wasser nördlich vorbei an Korsika sollte der Wind mit Annäherung an die italienische Küste langsam abnehmen, die Wellen jedoch in voller Pracht irgendwo in der Region Ligurien oder Toscana an die Küste kommen.
Freitag Abend kam ich dann an “Italy´s biggest Left” (laut Stormrider) an. Wind war absolut nicht vorhanden, und es rollten solide 3 Füße in die schwer zugängliche, da von bis zu 1500m hohen Bergen umgebene Bucht. Davon, dass die Welle dort erst ab 4 - 5 Fuß anfängt zu arbeiten, war in dem Buch jedoch nicht die Rede. So stand ich erstmal auf dem Schlauch. Noch 1 - 2 Stunden Tageslicht, und der nächste Spot mindestens 1,5 Stunden entfernt, entschloss ich mich, die Suche am nächsten Morgen fortzusetzen. Ein kurzer Wellencheck im Morgengrauen zeigte, dass der Swell um gut 1 Fuß zugenommen hatte, das ganze sah aber immer noch nicht überzeugend aus. Ein Blick auf die Landkarte… ok, ab in die Toscana!
Nächster Stopp sollte die Wiege des italienischen Wellenreitens (ebenfalls laut Stormrider) sein. Und siehe da, dort lief einiges. Es gab ein paar gute Sandbänke nördlich der Hafenmole und eine sehr gute Sandbank südlich davon.
Man muss dazu sagen, dass es alles andere als einfach ist, dort an den Strand zu kommen, da bis auf eine Handvoll freier Zugänge alles von diversen Strandbädern verpachtet und abgezäunt ist. Was ich letztens über Scheveningens Massentourismus erzählt habe, ist nichts dagegen. Strandurlaub in dieser Gegend Italiens heißt soviel wie sich eine von etwa 250 Liegen in einem von vielen 100*100m großen, abgezäunten Arealen zu mieten und sich wie die Ölsardinen mit vielen vielen anderen Touristen dunkelbraun zu sonnen. Das Wetter ließ zum Glück einen solchen Massenauflauf von Badetouristen im Keim ersticken.
So hatte ich erstmal freie Parkplatzwahl direkt am einzigen legalen Zugang zum Strand. Die Sandbank, die ich am Samstag verhaftet hatte, wurde die ganze Zeit von mir alleine gesurft. Crowds… absolute Fehlanzeige - sind Italiener etwa Schönwettersurfer? Ganz vereinzelt habe ich hier und da mal den einen oder anderen Surfer gesehen. Drei Session a 2 Stunden habe ich mir gegeben. Die Bedingungen hätten für meine Verhältnisse nicht besser sein können. Morgens 3 in Sets 4 Fuß left, 75 - 100m mit ordentlich Schulter ziemlich druckvoll aber nicht zu steil laufend, 3-5kt Offshore, mittags 2 - 3 Fuß bei Windstille und absolut glassy (wobei das schon fast etwas zu glassy war, da ich auf der Welle häufig die Schulter gar nicht mehr erkennen konnte - einige Cutbacks into nothing waren die Folge…). Sundowner wieder bei leichten Offshore und immer noch 2 - 3 Fuß. Heute morgen war ich mir sicher, dass der Swell eigentlich hätte durchgelaufen sein sollen. Das war aber nicht der Fall. Es sah noch genauso aus, wie den Abend zuvor. Und wäre ich nicht zeitig aufgebrochen, hätte ich auch heute bestimmt wieder 3 Sessions in einer menschenleeren für meine Verhältnisse perfekten left genossen.
Ich komme wieder!