Seit gut einem Jahrzehnt befahre ich regelmäßig die klassische Atlantikroute. Auf den unzähligen Küstenkilometern von Frankreich kommend über Nordspanien bis nach Portugal hinein lernte ich dabei einiges über Land, Leute und die lokalen Gepflogenheiten. Orte, die mir gefielen, steuerte ich immer wieder an und erlebte ihren Wandel, bei einigen hin zum besseren, bei anderen aber auch durchaus zum schlechteren hin. Orte, die mir nicht gefielen, steuerte ich in der Regel kein zweites Mal mehr an. 


Dort fährt man doch gerne wieder hin ... wenn denn Hunde erlaubt sind

So kristallisierte sich im Laufe der Zeit eine perfekt auf die individuellen Bedürfnisse und jeweiligen Bedingungen angepasste Sammlung von Anlaufpunkten heraus - jede auf ihre Weise optimal, um zumindest vorübergehend dem Alltag zu entfliehen und sich einem von den Gezeiten gesteuerten Tagesrhythmus bestehend aus essentiellen Dingen wie Essen, Schlafen und Surfen hinzugeben.

Essen - Schlafen - Surfen - ... - Hunderunde?

Nun ja, die individuellen Bedürfnisse haben sich seit dem letzten Trip in diese Gegend in gewisser Weise kollektiviert und zu den essentiellen Dingen ist noch mindestens eine weitere hinzugekommen: Die Hunderunde. Mittlerweile sind Vierbeiner aus meinem Alltag kaum noch wegzudenken und so ist es auch selbstverständlich, diese vollwertig mit in die Reiseplanung und -durchführung zu integrieren. 

Und was ist mit mir???

Im Vorfeld wusste ich, dass einige Strände in Nordspanien mit Hundeverboten versehen waren. Oder waren es etwa alle? Nichts desto trotz habe ich auf meinen Reisen aber auch regelmäßig Hundebesitzer mit ihren Vierbeinern an einigen Stränden gesehen. Man kann also getrost annehmen, dass ich mir so richtig viele Gedanken darüber eigentlich nie gemacht habe - bis jetzt.

Darf ich vorstellen: Meine Mädels!!!

Der Weg führt uns mehr oder weniger direkt an einen Stadtstrand in unmittelbarerer Nähe der Spanischen Grenze, wo zum Aufwärmen ein paar kleine Longboardwellen auf der Habenseite verbucht werden können. Hunde sind an diesem Stadtstrand leider nicht erwünscht, so dass die Mädels auf der anschliessenden Hunderunde kurz vor der Weiterfahrt angeleint auf der Promenade flanieren dürfen, anstatt im Sand herumzutoben.

Bisschen Gleitzeit abholen

Der Stadtstrand von San Sebastian ist aus meiner persönlichen Surfersicht eine Spur zu voll und die Wellen sind auch nicht wirklich das, was ich für eine entspannte Session mit dem 9’8er brauche. Also gibt es Wellen zum Anschauen für mich und einen Strand zum Anschauen für die Hunde, die ihren Bewegungsdrang wieder ausschliesslich angeleint auf der Promenade ausleben dürfen - für einen Bordercollie mit einem Bewegungspensum von fünf bis zehn Kilometern pro Tag ist das eine eher ernüchternde Erfahrung. 

Fratzengeballer in San Sebastian

Von einem Strandparkplatz in der Nähe von Gernika werden wir gleich wieder verwiesen. Noch bevor wir aus dem Auto aussteigen können, kommen zwei nette Menschen in Uniform: Ihr Auto ist höher als 2,40m - mööp. Sie haben Hunde dabei - mööööp… tja, herzlich willkommen im Baskenland. Zum Surfen ist es dort zwar nach wie vor ganz nett, für Hundebesitzer und deren Vierbeiner aber eher eine Katastrophe. Somit entferne ich diesen Ort endgültig aus meiner Sammlung.

Sind wir hier nun geduldet oder nicht???

Auf der Weiterfahrt nach Westen werde ich immer nachdenklicher. Das kann doch nicht so schwer sein, einen Strand zu finden, auf dem Hunde erlaubt sind. Nachdem wir auch in Kantabrien nicht fündig geworden sind, setze ich in Asturien alles auf eine Karte. An einem bekannten Flussmündungsspot in der Nähe von Gijon sehen die Verbotsschilder zwar etwas anders aus, aber auch sie machen unmissverständlich klar, dass man als Hundebesitzer an spanischen Stränden in etwa die gleichen Rechte hat, wie als Raucher in öffentlichen Gebäuden.

Hier auf jeden Fall mal nicht

Allmählich gehen mir die Ideen aus. Sollen wir es doch noch mal in Galizien versuchen, oder besser gleich in Richtung Portugal abbiegen? Ich denke, schlimmer als im Baskenland kann es in Galizien eigentlich nicht sein. Ausserdem hat mir neulich ein Vöglein gezwitschert, dass es dort mindestens einen Strand geben soll, an dem es keine Hundeverbotsschilder gibt. Ausserdem sind dort die Wellen zum Surfen ganz gut. Mal eben die gesamte spanische Küste über einen Kamm zu scheren und in Zukunft zu meiden, finde ich persönlich ein wenig übertrieben. Also fahren wir weiter in Richtung Westen.

Auf nach Galizien!!!

In Galizien scheint die (Hunde-) Welt noch in Ordnung zu sein. Zwar gibt es auch dort zahlreiche Strandzugänge, an denen ein Hundeverbot ausgeschrieben ist, jedoch scheint es dort ein wenig legerer gehandhabt zu werden. An belebten Stränden sieht man Hundebesitzer mit ihren vierbeinigen Weggefährten jeweils morgens vor und abends nach dem Ansturm. 

Gibt es was schöneres?

Zum Glück gibt es jedoch genügend Strände, an denen nicht nur unter der Woche so gut wie überhaupt nichts los ist, sondern auch an den Wochenenden das Aufkommen an Bade- und Surfgästen eher überschaubar ist. An diesen Orten scheint es trotz offiziellem Hundeverbot kein Problem zu sein, vor oder nach dem Surfen mit den Mädels eine ausgedehnte Hunderunde am Strand zu unternehmen. 

Noch ein bisschen Gleitzeit in der Nähe von Ferrol

Letztendlich finden wir dann auch die Stellen, die mir das Vöglein seinerzeit zugezwitschert hat. Zwar prangern auch dort Verbotsschilder, aber diese befassen sich eher mit anderen Belanglosigkeiten, wie z.B. das Verbot der Benutzung von Auffahrkeilen für Wohnmobile mit Alkoven - lächerlich…

Treue

Ich bin froh, unseren „Happy Place“ gefunden zu haben, auch wenn wir dafür bis ans Ende der Welt gefahren sind. 


Am A... ähhh Ende der Welt

Bild von Chedi

Vielen Dank für den Bericht,

Chedi on Mi, 10/12/2016 - 23:04
Vielen Dank für den Bericht, Tim :) Ja, man muss schon einige Strapazen auf sich nehmen um den Gören gerecht zu werden ;)
Bild von Tim

Dafür bekommt

Tim on Fr, 10/14/2016 - 08:04

man ja auch immer wieder was zurück. Selten waren die Hunde so entspannt wie nach diesem Urlaub