Es blieb spannend bis zum Schluss. Dass die Bedingungen für die nordholländische Küste ausnahmsweise auch mal fürs Wochenende und dann gleich an mehr als einem Tag surfbar sein sollten, kristallisierte sich erst anderthalb Tage zuvor heraus. Es sollte zwar wieder ein Nordswell werden, leider aber nur mit einer Periode von sieben Sekunden. Ok, bei meinem letzten Besuch waren es noch um die 9 Sekunden. Also war die Erwartungshaltung diesmal nicht ganz so groß.

Sieht durchaus surfbar aus

Ich staunte nicht schlecht. Etwa vor einem Jahr wurde an diesem Küstenabschnitt nach einem Deichbruch eine dezente Küstenschutzmaßnahme eingeleitet. Von dort, wo die Nordsee bei Flut im letzten Jahr noch mehr oder weniger bis an die versiegelte Deichkante herankam, muss man heute zwischen 250 und 350 Meter durch insgesamt 34 Millionen Tonnen Sand marschieren, um an die Wasserkante zu kommen.

... aber vorher musste man noch dieses Tor passieren.

Das entspricht bei einem Sandwürfel mit Körnern der Größenordnung null bis vier Millimeter einer Kantenlänge von etwa 280 Metern. In diesen Würfel würde die größte der Cheops-Pyramiden mehr als 13 mal hineinpassen. Wie auch immer, damit verdoppelte sich der Weg vom Parkplatz an den Strand mal eben. Als ich fast die Deichkrone erreicht hatte, erwartete ich eigentlich das Meer zu sehen. Stattdessen öffnete sich mir eine riesige Dünenlandschaft, und das Meer war bei Ebbe einen geschätzten halben Kilometer weit weg.  

... die größte der Cheops-Pyramiden würde insgesamt mehr als 13 Mal in all den Sand passen 

Wenn man dann irgendwann mal an den Strand kommt, feststellt, dass es gar nicht mal so gut aussieht und es dann auch noch anfängt zu regnen, kann man auf dem Rückweg ganz schön nass werden. Gnädigerweise regnete es nicht und so verkehrt sah es eines morgens auch gar nicht aus. Als ich auf den Parkplatz rollte, begann nebenan auf der Schafweide gerade ein Hauch von Bodennebel damit, sich durch zunehmende Erwärmung des Untergrundes allmählich von der Schafweide abzuheben. Die Sonne war bereits dabei, den mit Rauhreif überzogenen Boden aufzutauen. Jetzt im Mai haben Nachtfröste kaum noch eine Chance, bis lange nach Sonnenaufgang durchzuhalten.

Der Nebel des Grauens

Der Bodennebel auf den küstennahen Feldern verriet mir aber auch noch etwas enorm wichtiges. Es war nahezu windstill, und das schon seit geraumer Zeit. Wenn nun noch die versprochene Dünung auf dem Wasser aktiv war, sollte einem guten Frühsurf nichts mehr im Weg stehen. 

Kurz nach Sonnenaufgang, 0,7 Meter, 7 Sekunden, 0°C, windstill

Hören konnte man ihn vom Parkplatz leider nicht (mehr), also machte ich erstmal einen längeren Spaziergang. Überraschenderweise dauerte der Rückweg zum Auto nur noch etwa halb so lange, wie der Hinweg. Fazit: Rein geologisch betrachtet ist Holland definitv in Not. Aber sie tun etwas dagegen, und die Resultate sind mancherorts gar nicht mal so schlecht.

So sähe die Niederlande aus, wenn man plötzlich allen Deiche entfernt, Quelle: Wikipädia

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