Kapitel 1 - "Au Revoir"

Die Vorhersage sah vielversprechend aus...sehr vielversprechend...Hurricane Christobal sollte den Atlantik überqueren, dabei schön Richtung Norden driften und dabei ausgiebig Swell bei lokalen Offshore-Winden an die französische Küste schicken. Die ganze vorherige Woche hatte ich bereits einen steifen...

...Nacken...bin ja auch nicht mehr der Jüngste und auch der untere Teil des Rückens meldete sich zu Wort. Die knapp 24-stündige Anreise sorgte auch nicht gerade für Verbesserung meines desolaten körperlichen Zustandes. Half alles nichts, es musste gesurft werden. Nach Aufbau unserer umfangreichen Bus- und Zelt Infrastruktur (Platz für Kinderwagen, Spielzeug, Surfboards, Laufrad,...) ging es Sonntag das erste mal an den Strand und es folgten ein paar nette Sessions in guten, wenn auch nicht völlig perfekten Bedingungen.

Guter Start 

Kapitel 2 - “Christobal”

Am Dienstag erreichten dann die Wellen von Ex-Hurricane Christobal die Küste. Rauspaddeln ging noch ganz gut, das wars dann aber auch beinahe schon. Der Swell war einfach zu gross für den Beachbreak. Die meisten Wellen brachen als riesige Closeouts, gleichzeitig zerrte eine ordentliche Strömung gen Süden, die das Positionieren im Lineup beinahe unmöglich machten. Nach 2 Stunden paddeln gebe ich auf...am Strand noch mehr eher ratlose Gesichter und auf dem Wasser kaum brauchbare Action. Als dann mittags auch noch der typische Onshore-Wind einsetzt sieht das ganze mehr nach XXL-Sylt als nach epischen Atlantik-Swell aus. Scheint so als ob “Tropical Cold Hawaii” an diesem Tag die Nase vorn hatte. Mittwoch immer noch gross und ich drehe erstmal 5 Runden im Strömungskarussell (Rauspaddeln, versuchen Position zu halten, 1-2-Sets wegen schlechter Positonierung verpassen, Aufräumer-Set, Zurück zum Strand…). Diesmal sehe ich aber zwischendurch immer mal wieder ein paar Jungs richtig gute Wellen abgreifen...frustrierend...aber immerhin lösen sich meine Rückenverspannungen langsam endgültig durch die Waschgänge. Schöön wenn der Schmerz nachlässt. In Runde 5 hab ich endlich Glück und kann mich für 2 lange schöne grosse Righthander richtig positionieren, Session also doch noch erfolgreich abgeschlossen.

Grosser Swell+Onshore, keine gute Kombi

Kapitel 3 - "Happy"

Ich muss zugeben, dass ich kleine Wellen mag, wenn sie schön laufen und genug Druck haben auch kleine Bretter zu bewegen. Kleine Wellen bedeuten in Frankreich normalerweise keine Strömung, kein Paddelmarathon sondern entspannte Sessions mit vielen gerittenen Wellen. Donnerstag wäre von der Swellgrösse wahrscheinlich perfekt gewesen, aber schon ab morgens gibt es Onshore-Wind und somit eher unschöne Bedingungen. Freitag surfe ich dann einen kleinen Peak mit 3 anderen, ab und an kommt eine nette Rechtswelle durch, ich schiele allerdings schon die ganze Zeit zu einem Peak 100m weiter, kann mich aber nicht durchringen dort hinzulaufen. Am nächsten Tag sitzt da sogar jemand drin, und der Peak vom Vortag wird immer voller. So richtig ist nicht zu sehen ob da was geht, da der Surfer von uns wegsurft und sein Ride aus unserem Blickwinkel nicht zu sehen ist. Zeit das mal zu checken. Tatsächlich läuft dort eine fabelhafte Linke. Eine leichte Strömung transportiert einen direkt zum Takeoff, dort bricht die Linke dann wie ein kleiner Left-Point über 50-100m sauber an einer Kante entlang. Ich hole mir hier noch ein paar Wellen ab bevor ich die Session beende, der Plan ist klar, am nächsten Tag zum ersten Licht sofort hier an den Peak.

Kapitel 4 - Arbeit nervt!

Ich will gerade in totale Tiefenentspannung entgleiten, da bekomme ich eine Nachricht vom Chef. Ich soll doch mal eben schnell schauen...na gut Laptop mit WLAN angeschmissen, zum Glück nix wildes und recht schnell erledigt. Der Urlaub kann weitergehen.

Kapitel 5 - Wave after Wave

Sonntag, ich schleiche mich beim ersten Sonnenstrahl über die Düne. Die Left läuft und es ist keiner im Wasser und ich bleibe auch die ganze Session allein. Welle für Welle surfe ich die traumhaften hüft- bis schulterhohen lang laufenden Wellen. Nach unzähligen Wellen überfällt mich ein irres Kichern. Da ich mich aufgrund der Swellgrösse für den dicken Retro-Fish entschieden habe, entdecke ich tief in mir den Soul-Surf-Hipster und kann mir auf den folgenden Wellen ein paar Soul-Arches nicht verkneifen. Nach gefühlt 50 sehr guten Wellen verlasse ich glücklich das Wasser

Guter Tag im Office

Kapitel 6 - Flat!

Leider bleiben die folgenden 5 Tage fast komplett flat, das Wetter bleibt aber bombig, und somit haben wir trotzdem eine schöne Zeit beim Sonne geniessen, Sandburgen bauen, planschen, erste "Flatwater-Surf-Sessions" mit meiner Tochter und Essen gehen.

Kapitel 7 - Krawall und Remmidemmi

Samstag hat es endlich wieder Swell, leider ungünstige Tide, meine Left läuft noch nicht. Ich paddle zunächst an einen Peak mit einer Gruppe Anfängern, die alle ganz aufgeregt über die etwa kopfhohen Brecher sind. Leider blockieren sie mit ihren unkontrollierten Straighthandern etwas den Peak. Zum Glück fängt später die Left wieder an zu laufen. Und wie! Wir sind zu 2. und die Wellen werden entspannt aufgeteilt. Später wird es dann mit 5 Mann fast voll

Rights fotografiert, Lefts gesurft

Kapitel 8 - Abfahrt!

Und schon kommt der letzte Tag unserer Reise viel zu schnell, aber nochmal mit soliden 1.5m@15sec was im Ergebnis ziemlich solide, überkopfhohe Wellen bedeutete. Die erste Stunde bin ich komplett In-Tune mit dem Swell. Kein Wassertropfen am falschen Platz und eine unglaubliche Left schält sich mit vom offshore perfekt geglätteten, steilem Face über die Sandbank. Ich habe das Glück richtig zu sitzen und ein paar dieser perfekten Dinger auf meinem Konto zu verbuchen, bevor wieder etwas Strömung einsetzt und die auflaufende Tide für das ein oder andere Aufräumer-Set sorgt. Für kurze Zeit zeigt sich nochmal “meine” Left, und ich kann dort noch eine sehr lange Welle verbuchen, bevor das Strömungs/Aufräumer-Set-Karussell wieder in vollem Gange ist. Das stört mich allerdings nicht im geringsten, denn ich hatte meinen Anteil an Wellen bereits im Kasten und konnte so wieder einmal sehr zufrieden die Heimreise antreten.

Solide Grösse am letzten Tag

Bild von Da Johnnie

So muss n perfekter Trip

Da Johnnie on Fr, 11/28/2014 - 21:06
So muss n perfekter Trip aussehen:-)Ich will auch mal wieder ne gute session mit Dir haben!!Wird mal wieder Zeit bei uns:-))
Bild von surfer_ol

Nice

surfer_ol on Do, 10/09/2014 - 07:25
Gut geschrieben, gefällt mir. Bekomme direkt wieder Lust auf Frankreich!
Bild von surfer_ol

Nice

surfer_ol on Do, 10/09/2014 - 07:25
Gut geschrieben, gefällt mir. Bekomme direkt wieder Lust auf Frankreich!