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Autor Thema: Ist es wirklich so schlimm?  (Gelesen 12764 mal)

Börni

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Ist es wirklich so schlimm?
« am: Dezember 08, 2007, 00:36:56 »

Ist es wirklich so schlimm?????????

Quelle:Free Magazin.de

Es ist kalt hier draußen. Vielleicht vier Grad Außentemperatur. Die Wassertemperatur beträgt definitiv weniger. Vielleicht zwei Grad. Keiner weiß das so genau. Und ehrlich gesagt will das auch keiner wissen. Neben der vorherrschenden Temperatur bläst ein eisiger Nordost-Wind, der empfindlich durch alle Schichten zieht und bei jeder Bewegung einen Gänsehautschauer über den ganzen Körper jagt.

Die Luft, die die beiden Jungs ausatmen, macht dicke Wolken, als rauchten sie eine fette Havanna. Jeder Atemzug, den sie einatmen, brennt in ihren Lungen. Während sie den Wind auschecken, haben sie noch einen Schal vor dem Mund, damit das Einatmen nicht so weh tut. Doch gleich heißt es umziehen. Rein in den Neo und dann hinein ins kühle Nass, denn heute wird gesurft.

{GALERIE} coldplay_2.jpgMan zieht sich im viel zu kleinen Auto um. Es kostet Überwindung, draußen die Jacke auszuziehen, die Hose ist noch schlimmer. Man greift zum Neo und streift erst das eine, dann das andere Bein über, dann sofort die thermobeschichteten Füßlinge. Erst am Schluss wird der Pullover ausgezogen, bevor man, so schnell es geht, die schützende Gummihaut über ein etwas dickeres Lycra überstreift. Letzte Checks: Haube, ist da, Handschuhe, auch, Board, liegt gewachst neben dem Auto. Der Kumpel, der diese hirnrissige Idee hatte?! Steht schon am Strand.

Wenn man die ersten zwei Schritte in voller Neoprenmontur in zwei Grad kaltes Wasser macht, ist das erstmal kein Unterschied im Vergleich zum Sommer. Erst nach drei Metern, wenn das eisige Wasser die Beine vollständig umspielt und sich der Neo mit Wasser füllt, merkt man die Kälte – das Wasser ist saukalt – und dass das Vorhaben Surfen im Winter wirklich lebensmüde sein kann.
Beim Rauspaddeln klatscht Eiswasser ins Gesicht und schwappt trotz Haube in den Kragen. Man schnappt nach Luft, nicht wegen des Wassers, sondern wegen der Kälte. Jede Bewegung tut weh. Bloß nicht einfrieren. Bloß nicht erfrieren.

{GALERIE} coldplay_3.jpgNach einigen kurzen Rides ist der Körper wieder warm, denkt man zumindest. De facto sind die Füße nur so kalt, dass sie die Kälte nicht mehr spüren. Die Finger sind Eisklumpen. Das Gesicht fühlt sich wie von einer dünnen Eisschicht überzogen an, die jede Mimik unmöglich macht. Jetzt heißt es raus aus dem Wasser, bevor ernsthafte Erfrierungen eintreten.

Langsam wieder aufwärmen, bis Leben in die Glieder kommt. Und das ist wohl der schmerzlichste Part am Surf-Abenteuer im Winter. Sich den nassen Neoprenanzug vom Körper zu schälen ist eine Art der Quälerei. Warten, dass die Finger und Zehen auftauen, eine ganz andere. Die Schmerzen, die man ertragen muss, wenn kalte Finger und Zehen wieder warm werden, sind unbeschreiblich. Es beginnt mit einem leichten Kribbeln in den weißen Gliedern, ganz sanft, während man hoffnungsvoll die Hände und Füße vor die Lüftung im Auto hält. Dann nimmt das Kribbeln zu und wird zu einem unangenehmen Stechen. Darauf werden die Gliedmaßen rot und warm und die unbeschreiblichen Schmerzen fangen an: Es ist, als würde man die Fingerkuppen immer und immer wieder auf ein Brett mit tausend Stecknadeln rammen. Ein Gefühl, das auch den härtesten Surfer vor Schmerz laut aufschreien lässt. Keine Medizin, keine Creme, keine Vorsorge können helfen, wenn die kalt gewordenen Finger wieder durchblutet werden. Da muss jeder durch. Und das hat nun nichts mehr mit Surfromantik zu tun.

Auch medizinisch betrachtet ist das Surfen im Winter und das damit verbundene Abfrieren der Gliedmaßen extrem bedenklich: Bei einer Unterkühlung hat das Körpergewebe einen verringerten Stoffwechsel. Es wird gleichsam auf Spargang geschaltet. Man vermutet, dass sich vor allem bei feuchter Kälte zwischen den Zellen im Körper kleine Eiskristalle bilden, die den Zellstoffwechsel stören und zu Verklumpungen der Sauerstoff transportierenden roten Blutzellen führen. Ist der ganze Körper unterkühlt, bricht die Steuerung der Wärmeproduktion, das Zittern hört auf, man wird teilnahmslos und inaktiv, später bewusstlos.

Neben der generellen Unterkühlung kann es auch zum Erfrieren von bestimmten Körperabschnitten kommen. Die Durchblutung wird dabei massiv gestört, es kommt zu Anschwellungen durch das Austreten von Blutflüssigkeit, zu Verfärbungen und Gewebstod. Die örtlichen Erfrierungen führen zu den so genannten „Frostbeulen“ oder zum Absterben ganzer Körperregionen. Harmloser sind vorübergehende Kältereaktionen der Hautblutgefäße. Durch den Temperaturreiz ziehen sie sich zusammen, die Haut wird kühl und blass, weniger Sauerstoff gelangt in das Gewebe. Das kann sehr schmerzhaft werden, besonders bei der Wiedererwärmung. Bekannt ist das „Brennen unter den Fingernägeln“, wenn unterkühlte Hände rasch erwärmt werden. Diese vorübergehende Reaktion ist zwar schmerzhaft, aber harmlos. Nach der Blässe setzt dann eine vermehrte Durchblutung und Rötung ein. Deshalb sollte man immer darauf achten, dass man kaltes Gewebe langsam erwärmt, denn das ist weniger schmerzhaft.

Daher liebe Winter-Surfer: Achtet darauf, dass ihr es, trotz aller Liebe zum Wassersport, nicht übertreibt im Winter. Es ist und bleibt gefährlich und der nächste Sommer kommt bestimmt!

Was meint ihr?

B. ;D ;D ;D
« Letzte Änderung: Dezember 08, 2007, 00:38:41 von hauptsachewelle.de »
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Hansi

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Re: Ist es wirklich so schlimm?
« Antwort #1 am: Dezember 08, 2007, 09:52:39 »

Dicker Anzug und durch da!

Klar, wenn's soweit ist, dass schon Körperteile abfrieren, dann sollte man mal eventuell an das Sessionende denken. Und den Tip mit dem langsamen Auftauen der Hände kennt ja wohl auch jedes Kind-mir wurde als Kind immer gesagt, wenn ich eiskalte Finger hatte:"Halt sie schön unter kaltes Wasser aus dem Hahn!"-jaja, die Tips, wie  auch viele andere, die ich von der Peson bekommen habe sind Gold wert!

Aber jetzt mal im ernst, einen so harten Surf hatte ich schon lange nicht mehr-bei den vielen Südwestlagen fühlen sich die Wintersurfs doch wohl eher tropisch an.
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Tom

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Re: Ist es wirklich so schlimm?
« Antwort #2 am: Dezember 08, 2007, 12:52:57 »

man sollte zumindest wissen, auf was man sich einlässt. und dabei bedenken, was im worst case passieren kann. selbst ein 7mm neo kann bei einem heftigen waschgang aufgehen, eine leach kann reissen.
also lieber safe spielen, wellen, bei denen man normale waschgänge problemslos wecksteckt können bei zu tiefen temperaturen die letzten sein.
hab´ da mal beim windsurfen in mittelgroßen Wellen in der Bretagne an der äußeren brandungszone mein Brett verloren. war agr nicht so kalt, so knapp 10 grad. als ich aber nach unzähligen waschgängen 20 minuten später endlich wieder am strand ankam, war ich nicht mehr so klar im kopf. die verbindung von kaltem wasser und den prügeln von den wellen können einen ganz schön ausknocken.
ähnliches Erlebnis diesen März in DK. Hab´ zwar mein Brett nicht verloren und musste auch nicht sonderlich lange schwimmen, aber die runde waschgang bei 6 grad wasser und luft hat ganz schön gezehrt.
sehr hohe körperliche finess und richtig gutes neopren sind ein muss für wintersurfs.
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Zwanni

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Re: Ist es wirklich so schlimm?
« Antwort #3 am: Dezember 08, 2007, 17:23:30 »

will hier nun auch nicht den moral apostel spielen, aber tom hat recht, 3-6 wellen aufm kopf hintereinander sind der killer, ich hatte das mal in wh im winter und ich haette fast die besinnung verloren, doch grad noch geschaltet und einfach nur an land spülen lassen, und ich hasse es neu auf zu bauen aber das ist das sicherste. Also mit kopf im winter surfen ist für mich wichtig und wenn die jüngeren heisskisten das nicht möchten oder sie das zu weich finden, sag ich nur selbst schuld wenn ihr tot rumtreiben sollte, dann will ich kein gejammer hören, wieso weshalb oder warum!!!!!!!!!!!!!!!11
Schön Winter Surf
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